Golf-Equipment

Die Distanz-Debatte um den Ball: Dumm, dümmer, „Bubstin DeWatsthombeau“

21. Mrz. 2023 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Bubba Watson, Bryson DeChambeau und Justin Thomas zur Ball-Debatte der Touren. (Fot: Getty)

Bubba Watson, Bryson DeChambeau und Justin Thomas zur Ball-Debatte der Touren. (Fot: Getty)

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Auf einmal sind sie sich doch einig: PGA Tour hier, LIV Golf League dort. Ein gemeinsamer Feind verbindet. Der heißt aktuell USGA. Samt R&A diesseits des Atlantik. Mit ihrer Ankündigung eines flugreduzierten Balls als „Modal Local Rule“ (MLR) zur Beschneidung der Schlagweiten haben sich die Lordsiegelbewahrer des Spiels naturgemäß nicht nur Freunde gemacht.

Aus dem „Gegenlager der Gegner“ meldeten sich vor allem Bryson DeChambeau und Bubba Watson zu Wort: „Jeder will doch sehen, dass die Leute weiter schlagen“, maulte der „Mad Scientist“. Und Watson führte aus: „Wir feiern Typen, die im Basketball 50 Punkte scoren oder beim Football sieben Touchdowns werfen, aber drehen durch, wenn einer drei Tage hintereinander Zehn unter Par spielt.“ Was auch immer das mit der Drive-Distanz zu tun haben mag.

Vergleich mit Läufern und Basketballern

Den Gipfel der absurden Argumentationen freilich lieferte Justin Thomas mit seiner dreiminütigen Aufgeregtheit vor der Valspar Championship. „Wird demnächst zum Schutz der Bestzeit die Länge einer Meile geändert, weil die Athleten immer schneller laufen?“, ereiferte sich der zweifache PGA-Champion. „Oder hängen sie beim Basketball künftig den Korb auf 13 Fuß (3,96 Meter, Anm. d. Redaktion), weil die Spieler höher springen können?“

Sorry, „Bubstin DeWatsthombeau“, dümmer geht’s nicht.

Plastikmurmel, Holzkugel oder Kiesel

Natürlich will der golfende Mensch den Ball am liebsten hinter den Horizont dreschen. Niemand verwehrt sich dem olympischen Motto „Citius, altius, fortius“, schneller, höher, stärker. Keiner will den Professionals etwas wegnehmen. Wann geht das in Eure Köpfe? Die Reaktionen sind wohlfeil, reflexhaft – und dämlich. Es ist völlig schnuppe, ob eine Plastikmurmel, die Holzkugel von Old Tom Morris’ namenlosen Vorvätern oder ein Kiesel beschleunigt werden: Wer’s kann – dank Athletik und besonderer Schlagfertigkeit – ist immer (weiter) vorn. Alles bleibt relativ.

 

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Watson und Thomas verwechseln sowieso Äpfel mit Birnen. Es geht doch bei der Längen-Problematik nicht um die Höhe von Basketballkörben am jeweiligen Ende eines künstlichen und exakt definierten Spielfeld für eine Kontaktsportart mit Gegenspielern. Oder um Tartanbahnen, auf denen man tausendmal im Kreis rennen kann, ohne dass dafür ein neues Stadion gebaut werden muss. Golf ist ein Outdoor-Spiel – schon vergessen?

Den Sinn des Spiels nicht verstanden?

Die Inflation der Schlagflächen kostet Geld, frisst Flächen, verschwendet Ressourcen. Es geht um Nachhaltigkeit und Naturräume. Und um das Wesen des Spiels: Der Platz an sich ist der Gegner. Er hat keine zusätzlichen Verteidiger, kann allenfalls aufs Wetter hoffen, und ist wehrlos, wenn seine (Design-)Waffen aus dem Spiel genommen werden. Wenn Sand- und Wasserhindernisse keine mehr sind, weil Muskeln und modernes Material die Bälle darüber hinweg fliegen lassen. Also muss das Geläuf in seiner Wehrhaftigkeit stets aufs Neue ertüchtigt werden. Wer sich was anderes wünscht, hat eh den Sinn des Spiels nicht verstanden.

 

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Oder nimmt Thomas auch billigend in Kauf, dass mittlerweile alle Welt auf dem Mount Everest herum kraxelt und die Natur des Achttausenders im Wort- wie im übertragenen Sinn mit Füßen tritt? Bloß, weil die Ausrüstung mittlerweile derart breit verfügbar und weit entwickelt ist, dass jeder Wandervogel zum Gipfelsturm ansetzen kann? Das Ergebnis sieht man übrigens in den Basislagern rund um den Fuß des höchsten Bergs der Erde.

Wessen Bälle spielt Thomas gleich noch?

Thomas’ Tirade klang so ähnlich wie das, was Titleist bzw. die Konzernmutter Acushnet in Person ihres CEO David Maher zum Besten gegeben hat: nämlich, dass die Integrität von Golf auf der Einheitlichkeit von Ausrüstung und Regeln basiere. Und so weiter. Von wegen: Nichts ist einheitlich. Top-Golfer spielen andere Schläger, andere Grüns und längst schon andere Abschläge – die trotzdem nicht helfen, das ist ja das Übel.

Aber halt, vielleicht hat es doch nichts mit Dummheit zu tun, wenn Thomas so einen Quatsch erzählt. Wessen Bälle spielt er gleich noch? Von wem wird er dafür bezahlt?

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