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LIV hin oder her: Brooks Koepka ist ein würdiger erneuter PGA Champion

22. Mai. 2023 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

(Foto: Getty)

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Es ist gekommen, wie es zwangsläufig kommen musste: Ein LIV’ler gewinnt ein Major. Nur Weltfremde oder ideologische Phantasten haben das nicht erwartet, über kurz oder lang. Es ist ja nicht so, als hätten die „Big Shots“ der LIV Golf League ihre Schlag-Fertigkeit verloren, nur weil beim Konkurrenz-Circuit bloß 48 Teilnehmer über 54 Loch und ohne Cut miteinander wetteifern. „Dieser Erfolg bestätigt, was wir von Anfang an gesagt haben: Dass wir auf höchstem Niveau konkurrieren können“, diktierte Bryson DeChambeau nach seinem geteilten vierten Platz (-3) den Medienleuten in die Mikrofone: Wie gesagt: Das hat ja auch nie jemand bezweifelt.

„Dämonen besiegt“

Zumal, wenn der Sieger Brooks Koepka heißt, der seine „Dämonen besiegt und LIV einen Schub gegeben hat“, wie die „New York Times“ konstatierte. Gemeint sind vor allem die Selbstzweifel, die den an Knie und Hüfte verletzungsgeplagten Hünen aus Florida vom einstigen Major-Monster mit vier Majorsiegen in acht Starts zwischen 2017 und 2019 zu einer tragischen Figur von fast hamlet’eskem Ausmaß degradiert – wie in Netflix’ „Full Swing“ zu besichtigen war – und vergangenen Juni nach einer mediokren US Open förmlich ins LIV-Lager getrieben hatten. Frei nach der Devise: Wenn schon kein Ruhm mehr, dann wenigstens Reibach.

Mehr Majors als jeder andere seiner Generation

Doch nun ist der 33-Jährige gesund und wieder in der Spur. Das hat er schon in Augusta National eindrucksvoll bewiesen, wo er das Masters letztlich eher gegen Jon Rahm verloren hat, als dass der Spanier es nur aus eigener Kraft hätte gewinnen können. In Oak Hill leistete sich Koepka keine finalen Fehler, hat jetzt mehr Majors auf dem Konto als jeder andere Spieler seiner Generation und die einzige Frage scheint zu sein: Wie viele werden es noch? Mit den aktuellen fünf gehört er schon zu einem Kreis von lediglich 20 Spielern, die mindestens eine Handvoll in den Palmares haben. Favorit für die US Open nächsten Monat im Los Angeles Country Club ist er nun überdies.


„Die PGA Championship ist ein Werkstück für Kraftmeier. Auf Plätzen wie Bellerive, Bethpage Black im Mai und Oak Hill im Mai gewinnt man nur, wenn man die Arme eines Grobschmieds , wenn man nicht die Kraft eines Schmieds und den Dampf eines Burschen namens Brooks im Bauch hat. Das Masters ist jedes Jahr derselbe Kurs. Die US Open haben sich zu einer amerikanisierten Version von Linksgolf entwickelt, und die Open Championship ist das skurrilste aller Majors. Die PGA Championship indes ist pure, harte Arbeit. Brooks Koepka liebt harte Arbeit.“

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„Ich war als Einzelspieler hier in Oak Hill“

Die Bedeutung der dreitägigen Koepka-„Krönung“ mit Runden von 66, 66 und 67 nach dem 72er-Auftakt ist auch über den rein sportlichen Wert hinaus nicht zu unterschätzen. Natürlich zuvorderst im Hinblick auf das Prestige der LIV-Liga, die sich enorm bestätigt fühlt, siehe nicht nur das Statement von DeChambeau. „Wir sind alle noch da und wissen immer noch genau, wie’s geht“, sagte auch Champion Golfer Cam Smith, der Neunter wurde (-1).

Koepka hingegen mochte auf dieses Thema gar nicht recht eingehen. „Ja, es ist sicher eine große Sache für LIV und mag helfen, aber momentan geht es mir zuvorderst mal um mich. Ich war hier, um als Einzelspieler die PGA Championship zu bestreiten und bin überglücklich, zum dritten Mal die Wanamaker Trophy mit nach Hause nehmen zu dürfen“, sagte der zweifache LIV-Event-Sieger, der übrigens ohne Liga-Logos oder Embleme seines Teams Smash GC antrat – wie er überhaupt zu denen gehört, die sich nicht am PGA-Tour-Bashing oder an sonstigen Giftigkeiten in Richtung des Establishments beteiligen. Trotzdem erklangen rund ums 18. Grün auch etliche Buh-Rufe, als er seinen letzten Putt verwandelte: „Ich höre das alles", gab der 33-Jährige zu, ergänzte aber: "Es ist mir einfach egal. So ist der Sport. Man muss mental stark sein.“

Narrativ der Tour endgültig obsolet

Das ist er zweifelsohne. Wieder. Und sein Erfolg eine Botschaft. Zudem eine bittere Pille für die PGA Tour und ihren Commissioner Jay Monahan. Koepka hat beim Masters und in Oak Hill bewiesen, dass sich sehr wohl golferisch in zwei Welten leben lässt, und zwar bestens: Hier die Meriten bei den Majors, dort Moneten mit minimierten Mühen. Das beraubt „Commish“ Monahan einer bislang wohlfeilen Argumentation, die von den Majorveranstalter durch die Zulassung spielberechtigter LIV’ler ohnehin unterminiert worden ist und nur noch am seidenen Faden der Wettbewerbsfähigkeit hing. Dieses Narrativ hatte sich freilich schon beim Masters als obsolet herausgestellt.

Jetzt bleibt als Barriere nur noch die Keule OWGR, die Aufnahme ins System der Weltranglistenpunkte. Das Establishment dominiert das zuständige Direktorium und wird mauern bis zur letzten Minute, sprich: bis LIV sich bewegt und verändert und damit die Kriterien erfüllt, sodass man sich nicht mehr verweigern kann.


Apropos Wanamaker Trophy und „nach Hause“: Die schwangere Gattin Jena Sims-Koepka – es wird ein Junge – lieferte per Instagram eine ziemlich plausible und witzige Erklärung, warum sie dem Geschehen in OAK Hill fern bleiben musste und ihrem Brooks nicht am 18. Grün um den Hals fallen konnte:

@jenamsims Replying to @Buck couple more spots remain #savage #brookskoepka #trophiesdrake #majorchampionship ♬ Trophies - Young Money


Nun Zweiter im Ryder-Cup-Ranking

Schließlich bringt Koepkas Erfolg den amerikanischen Ryder-Cup-Kapitän Zach Johnson gleichermaßen in die Bredouille. Bislang konnte er sich dahinter verschanzen, dass jedem LIV’ler frei steht, sich in die Top-Sechs der Punkteliste und damit in die Riege für Rom zu spielen – wohl wissend, dass derlei wegen der Sperren der PGA Tour sehr schwierig ist. Doch nach dem zweiten Platz beim Masters und mit dem Triumph bei der PGA Championship hat Koepka 20 Plätze gut gemacht, rangiert nun hinter Scottie Scheffler auf Rang zwei und wäre damit automatisch im Team. Und selbst, wenn sich das in den nächsten Monaten noch mal ändern sollte: Könnte es sich „Z. J.“ wirklich leisten, einem solch, erst recht unter erschwerten sportlichen und mentalen Bedingungen spiel- und nervenstarken Mann die Wildcard zu verweigern?

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