PGA Tour

Michael Block: Glückwünsche von „His Airness“ und ein unmoralisches Angebot

25. Mai. 2023 von Alexandra Caspers in Köln, Deutschland

(Foto: Getty)

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Stress bleibt Stress: ob Eu- oder Distress, also wohltuende oder schädliche Anspannung. Wer unverhofft in Stresssituationen gerät, funktioniert zumeist, während das Adrenalin die Automatismen beflügelt. Das große Flattern kommt dann nachher, wenn der Druck abgefallen ist. Michael Block hat ziemlich gut funktioniert. Der Clubprofessional aus dem kalifornischen Arroyo Trabuco Golf Club fand sich bei der PGA Championship plötzlich in einer Ausnahmesituation wieder – inmitten von Stars à la Rory McIlroy, die er zuvor eher von außen bewundert hatte und die jetzt auf einmal seinesgleichen waren.

Knorriger Dreitagebarts-Charme

Block wuchs über sich hinaus. Er hielt Schritt, erzielte ein Ass, sicherte sich mit einem formidablen Up and Down auf dem 18. Grün den 15. Rang und so den Startplatz für die 106. PGA Championship kommendes Jahr in Valhalla. Mit fast kindlich-staunender Freude, entwaffnender Ehrlichkeit, unverbrämter Rührung und seinem knorrigen Dreitagebarts-Charme überstand er auch den Rummel danach, als ihm und seiner Cinderella-Story fast mehr Aufmerksamkeit zuteilwurde als dem Sieger Brooks Koepka und die Einladungen zur Charles Schwab Challenge und zur RBC Canadian Open eintrudelten.

      Michael Block is what golf needs.
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Irgendwann kam Block zur Ruhe, widmete sich den rund 3.600 Nachrichten in seinem Mobiltelefon („Ich scrolle und scrolle, aber es nimmt kein Ende“) sowie der Reflexion dessen, was er da im Oak Hill Country Club geleistet hat. Und dann wurden dem 1,88-Meter-und-95-Kilo-Kerl doch die Knie weich. „Ich habe das Gefühl, mitten in einem Traum zu sein, und schwebe auf Wolke sieben. Wenn ich über all das noch lange nachdenke, was mir gerade widerfährt, bin ich nicht sicher, ob ich überhaupt einen Schläger schwingen kann. Oder ich bin so nervös, dass ich keinen Ball treffe“, bekannte er vor dem Auftakt im traditionsreichen Colonial Golf Club in Forth Worth/Texas, den der große Ben Hogan berühmt gemacht hat.

Michael Jordan: Golfliebe aus gleichen Gründen

Kein Wunder. Weil beispielsweise inmitten der Gratulationsflut sogar eine Glückwunsch-Message von „His Airness“ Michael Jordan eingegangen war. Dem golfverrückte Basketball-Heros war nicht verborgen geblieben, dass der Teaching Pro beim Major Golfschuhe der Marke Jordan getragen hatte. „In der Nachricht ging es vor allem um Gemeinsamkeiten, warum wir beide das Spiel so lieben“, umschrieb Block die „ziemlich coole“ Konversation mit dem GOAT: „Ich bin zeitlebens ein Jordan-Fan, habe als Kind 100 Dollar zusammengespart, um mir ein Paar Jordans zu kaufen.“

50.000 Dollar für den Ass-Schläger

Jetzt wollen andere was von ihm haben. Er hat tatsächlich diverse Anfragen nach seinem Eisen 7, mit dem er am Sonntag auf Loch 15 von Oak Hill das erste Hole-in-One eines Clubprofessional bei einer PGA Championship seit 1996 erzielt hatte: „Verrückt, oder? Ich habe die anfangs als Scherz aufgefasst und gesagt: Gebt mir 50.000 Dollar und ich bringe das Ding persönlich vorbei. Doch die Angelegenheit scheint schon ernster Natur zu sein.“ Zumal es wohl Stimmen gibt, die dafür plädieren, dass die PGA of America den Schläger in ihr Museum aufnehmen sollte.

 

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Übrigens: Das „New Kid on the Block“ hat durch die PGA Championship in der Weltrangliste exakt 3.003 Plätze gutgemacht und rangiert jetzt auf Position 577. Interessant ist überdies, dass die 288.333 Dollar Preisgeld von Oak Hill mit einem Schlag jene 7.960 Dollar zu Peanuts degradieren, die der 46-Jährige zuvor bei gelegentlichen Starts zumeist in Südkalifornien verdient hatte.

Erotikportal sucht Golfbotschafter

Auf ein anderes sechsstelliges „Zubrot“ wird er freilich verzichten. Das Erotikportal „My.Club“ hat ihm 300.000 Dollar für einen Einjahres-Vertrag als Golf-Botschafter offeriert. Block sollte Online-Golfstunden geben und mit Abonnenten der Webseite kommunizieren, lehnte das unmoralische Angebot indes dankend ab.

Dabei hat er durchaus Erfahrung als Testimonial, allerdings in Sachen Golf und für seinen Heimatclub:

Im Colonial Golf Club ist Block diese Woche ebenfalls Everybody's Darling. Max Homa, Matt Wallace oder etwa Peter Malnati klopften ihm auf die Schulter, fanden anerkennende Worte. „So eine Geschichte hätte sich niemand ausdenken können oder wollen“, schwärmte Homa von der „Block-Party“. „Nicht mal ,Tin Cup’ ist so weit gegangen.“

Smalltalk mit Annika Sörenstam

Selbst die große Annika Sörenstam, die das zehnjährige Jubiläum ihres Gaststarts auf der PGA Tour feiert, ließ es sich nicht nehmen, dem „Talk of the Town“ die Hand zur reichen. Einmal mehr zog sich Block smart aus der Affäre, ließ sich von der zehnfachen Majorsiegerin Tipps zum Platz geben und konterte den Hinweis auf die vergleichsweise moderate Gesamtdistanz mit der Bemerkung: „Perfekt. Das passt und kommt mir [als älterem Herrn] sehr entgegen.“

 

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Pikanterweise wird der „ältere Herr“ für die Charles Schwab Challenge bei den Buchmachern besser gehandelt als beispielsweise ein Kevin Kisner oder Luke Donald – jedenfalls, wenn es um eine Platzierung in den Top-40 geht. Block selbst interessiert angesichts solcher Vorschusslorbeeren nur eines: „Ich habe bei der PGA Championship gesehen, dass mein Spiel gut genug ist – gut genug, um mit diesen Jungs hier mithalten zu können.“ An einen Karriere-Schwenk in Richtung PGA Tour verschwendet er dennoch keinen Gedanken: „Ich werde mich keiner Tour anschließen. Ich spiele gern bei Turnieren mit, wenn es passt und sich ergibt. Aber ansonsten gehöre ich in meinen Club und zu meiner Familie.“

Mit Sohn Dylan zur US-Open-Quali

Dort erwächst ihm in Person des 18-jährigen Filius Dylan sowieso gerade harte Konkurrenz. Block Senior und Block Junior, der eine Profi, der andere Amateur, wollen sich am 5. Juni im Hillcrest Country Club in Los Angeles für die US Open qualifizieren, die zehn Tage später im Los Angeles Country Club stattfindet. Es wäre Michael Blocks dritte Teilnahme an der „Offenen Amerikanischen“. Und er weiß, wem von beiden Ehefrau bzw. Mutter Val vor allem die Daumen drückt: „Mir! Weil ich womöglich einen Scheck mit nach Hause bringe.“

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