PGA Championship

„Phil the Thrill“ gegen Mr. Major: Wird das heute ein Finale furioso?

23. Mai. 2021 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Community Artikel

Showdown bei der PGA Championship 2021! (Fotos: Getty)

Showdown bei der PGA Championship 2021! (Fotos: Getty)

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Ring frei für den „Showdown at the Shore“: In der einen Ecke steht quasi der Herausforderer, ein 50-Jähriger, der diese Saison mehr durch Sonnenbrillen- und Kaffeewerbung auffällt denn durch golferische Glanztaten, bei dieser 103. PGA Championship indes alterslos wirkt; der spielt wie zu seinen Hoch-Zeiten, in denen er fünf Majors und 39 andere PGA-Tour-Turniere gewonnen hat, und 18 Loch vom wohl unerwartetsten Sieg der jüngeren Golfgeschichte entfernt ist. Ihm gegenüber ein Mentalitätsmonster, dessen Sinnen und Trachten ausschließlich auf die Grand-Slam-Turniere ausgerichtet ist und der mit 31 Jahren trotz einer noch nicht vollständig kurierten Knie-OP seine dritte PGA Championship und das insgesamt fünfte Major gewinnen könnte – in dem Alter hatte sein Kombattant übrigens lediglich einen seiner ominösen sechs zweiten Plätze bei der US Open vorzuweisen. Also: „Phil the Thrill“ Mickelson gegen „Mr. Major“ Brooks Koepka. Gibt‘s heute auf Kiawah Island ein Finale furioso?


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Beinahe wären die Duellanten sogar auf Ergebnis-Augenhöhe in die Schlussrunde gegangen, wenn Koepka sich nicht gestern auf dem 18. Loch noch das dritte Bogey seiner 70er-Runde eingefangen hätte, was ihn auf -6 zurückfallen ließ. „Das war die schlechteste Putting-Vorstellung meiner gesamten Karriere“, haderte er hernach: „Auf diesem Golfplatz kann dich selbst der kleinste Fehler teuer zu stehen kommen. Aber so ist das nun mal bei einem Major, und die Bühne dafür ist perfekt.“ Etwas wortreicher bilanzierte Mickelson seine ebenfalls 70, die von makellosen ersten zehn Löchern mit fünf Birdies und einer zwischenzeitlichen Fünf-Schläge-Führung, aber auch vom Einbruch auf der 12 und der 13 mit Bogey und Doppelbogey gekennzeichnet war.


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Während „Lefty“ in der Folge immerhin sein Spiel zusammenhielt und mit fünf Pars ins Clubhaus kam, schnaufte sein Flightpartner Louis Oosthuizen, einer von drei Südafrikanern in den Top-Fünf, erleichtert auf: „Ein Glück für uns, dass er damit wieder ans Feld zurückgefallen ist.“ Womit wir bei den Verfolgern des Spitzenduos sind. Oosthuizen (-5), Kevin Streelman (-4) sowie Christiaan Bezuidenhout und Branden Grace (beide -3) folgen dichtauf, selbst die beiden US-Open-Champions Bryson DeChambeau und Gary Woodland sowie Joaquín Niemann bei Zwei unter Par sind nicht chancenlos. Wie heißt es doch so schön: „Wenn zwei sich streiten …“ Jedenfalls: „Das wird garantiert ein großes Vergnügen für die Zuschauer“, sagt Brooks Koepka. Und damit Ring frei!

Wechselnde Winde auf dem Ocean Course

Atempause: Der Wind hat gestern mal verschnauft, es ging auf dem Ocean Course vergleichsweise beschaulich zu. Heute freilich soll sich das wieder ändern, pünktlich zur Finalrunde werden eher ständig wechselnde Luftbewegungen erwartet. Nach Angaben von Leuten, die wissen, wie und woher über Kiawah Island der Wind weht, soll sich das Spiel auf den so brutalen Schlusslöchern ab Nummer 14 etwas vereinfachen, dafür dürfte es dann auf den Bahnen 6 bis 13 eher stürmisch zur Sache gehen.

Mickelsons Dilemma mit der Drohne

Störenfried: Phil Mickelson regierte gestern nicht nur auf dem Ocean Course – wenngleich am Ende denkbar knapp –, sondern auch über dem Platz. Vor dem zweiten Schlag auf Bahn vier ins Grün machte er eine Drohne am Himmel aus, die ausgerechnet in seiner Spiellinie hing; er hatte ein Eisen 6 in der Hand und 163 Meter gegen den Wind vor sich. „Kann jemand mal die Drohne entfernen“, murrte „Lefty“. Und dann noch mal: „Funkt mal jemand die Fernsehleute an, dass die Drohne im Weg ist. Sie nervt mich beim Anvisieren des Ziels, und außerdem könnte sie getroffen werden.“ Der Ball landete dann dennoch im Bunker.


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Spieth brannte auf die Mickelson-Show

Fernseh-Fimmel: Jordan Spieth lieferte am Moving Day eine der beiden Runden des Tages auf dem Ocean Course ab. Mit seiner 68 – die andere spielte Billy Horschel – schob sich der Texaner auf Even Par und den geteilten 13. Platz. Den Karriere-Grand-Slam freilich darf er für diesmal wohl erneut abschreiben, dafür bräuchte es wahrlich eine Fabelrunde und jede Menge Hilfe von den Spielern vor ihm und um ihn herum. Beides ist nicht zu erwarten. Ohnehin mochte sich der 27-Jährige nicht mit derlei Fiktion aufhalten, ihn zog es magisch vor den Bildschirm, er wollte die Mickelson-Show nicht verpassen. „Normalerweise schaue ich kein Golf, aber es ist Phil, nicht wahr? Einfach unglaublich! Großes Kino!“, begründete Spieth seine TV-Sucht. „Ich verspreche, dass ich mir das ansehe.“

Club-Pros: Marek macht den Vorturner, Cook glänzt

Ansteckend: Mit seiner ungewöhnlichen Warm-up-Routine hat Brad Marek, einer von zwei verbliebenen Club-Pros im Feld, schon für Aufsehen gesorgt, mittlerweile gibt der 37-Jährige aus North Carolina sogar den Vorturner:

Derweil glänzte sein Kollege Ben Cook gestern mit einer 69er-Runde (-3), spielte dabei fünf Birdies und liegt auf dem geteilten 33. Platz. Die Leistung des 27-jährigen Head-Pros (Director of Instruction) vom Yankee Springs Golf Course in Wayland/Michigan nötigt sogar gestandenen Tour-Professionals höchsten Respekt ab.


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Rahm: „Am liebsten wäre ich gar nicht hier“

Unverblümt: Man kennt das von allerlei Interviews gerade im Fußball – während die Hitze des Gefechts gerade abklingt, wird einem der Protagonisten eine für ihn gerade banale und völlig nebensächliche Frage gestellt. Oder eine nach dem persönlichen Befinden im Moment einer Niederlage. In der Regel fallen die Antworten eher knapp und unwirsch aus. So, wie gestern auch bei Jon Rahm, der nach seiner Even-Par-Runde mit Schlagverlusten auf den beiden Schlusslöchern Auskunft über die Bedingungen auf dem Platz und deren mögliche Auswirkungen auf die Ergebnisse der Führungsflights geben sollte – ausgerechnet. „Ich habe keine Ahnung und es ist mir, ehrlich gesagt, total egal“, gab der Spanier denn auch ruppig zu Protokoll: „Ich hätte eine 67 oder 68 spielen können, wenn meine Putts gefallen wären. Aber 40. zu sein und dann mit Bogey-Bogey vom Platz zu gehen, macht nicht wirklich glücklich. Und am liebsten wäre ich jetzt auch gar nicht hier.“ Danke fürs Gespräch.

Schräg: Joel Dahmen gibt den „Gladiator“

Adaption: Es ist eine der berühmtesten Szenen der jüngeren Filmgeschichte – „Gladiator“  Maximus Decimus Meridius alias Russell Crowe steht nach einem Gemetzel mitten in der blutigen Walstatt der Kampfarena und fragt das ob des Gemetzels erstarrte Publikum anklagend: „Unterhaltet Ihr Euch nicht gut? Seid Ihr nicht deswegen hier?“ (ab Minute 1:25).

Gestern gab auch Joel Dahmen, der 33-jährige US-Pro, auf dem Ocean Course den „Gladiator“, als er einen vertrackten Birdie-Putt lochte und sich anschließend den Fans rund ums Grün zuwandte: „Are you not entertained?“ Wenn man den Kontext der Szene in dem mit fünf Oscars prämierten Monumentalfilm von Regisseur Ridley Scott zugrunde legt, dann war Dahmens Bemerkung allerdings ein bisschen daneben …

Die Einsamkeit des Golfprofessionals am Ende des Tages

Symbolik: Sie spielen vor Zigtausenden von Fans auf dem Platz und Millionen Zuschauern am TV, sie sind in der Regel umgeben von einem vielköpfigen Team, angefangen bei Caddie und Coach, Manager und Mentalguru, Physiotrainer und Sponsorenrepräsentanten, sie klatschen Hände ab, geben Autogramme und Interviews. Doch am Ende des Tages wartet auch auf die Stars unter den Golfprofessionals vielfach die Einsamkeit eines vielleicht luxuriösen, aber dennoch unpersönlichen Hotelzimmers, in dem die Bilder und Geschehnisse der vorausgegangenen Stunden verarbeitet werden müssen. Der wahrlich gelungene Schnappschuss zeigt übrigens Viktor Hovland.


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Blick aufs und ins Clubhaus

Zum Schluss: So optisch opulent der Ocean Course des Kiawah Island Golf Resort ist, so einladend ist sein Clubhaus. Außen ganz im verwitterten US-Ostküstenstil gehalten, erinnert das Gebäude aus der Feder des New Yorker Büros Robert A.M. Stern Architects ein wenig an Shinnecock Hills ikonisches Clubhaus.


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Das Interieur präsentiert sich gediegen und elegant und „zuckert“ die paar hundert Dollar Greenfee, die für eine Runde auf dem Ocean Course hingeblättert werden müssen.


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