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Das „Gemetzel“ an der 17 von Sawgrass: Wenn ein Par 3 zum Horror wird

12. Mrz. 2021 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Ein wahres Gemetzel ereignete sich in der ersten Runde der Players Championship 2021 am 17. Loch. (Foto: Getty)

Ein wahres Gemetzel ereignete sich in der ersten Runde der Players Championship 2021 am 17. Loch. (Foto: Getty)

Alsbald flitschen sie im Augusta National Golf Club wieder Bälle übers Wasser. So wie an jedem Trainingsdienstag der jüngeren Masters-Geschichte. 1987 begründeten Marc Calcavecchia und Ken Green die Tradition auf der Par-3-16, obwohl die damalige Chef-Grünjacke Hort Hardin „not amused“ war. Und vergangenes Jahr ging Jon Rahms bejubeltes Hole-in-One um die Welt. So harmlos-erfreulich können nasse Bälle sein. Aber es ging ja um nichts.

130 Meter als Mörder-Maß

Was sich indes gestern während der ersten PLAYERS-Runde auf dem 17. Loch abspielte, fällt vielmehr in die Kategorie Gemetzel. Die eigentlich schlappe Distanz von 130 Metern geriet zum albtraumhaften Mörder-Maß, begünstigt durch eine weit links hinten gesteckte Fahne und böigen Wind.

35 Bälle landeten an diesem Jahrestag des Corona-Shutdown der PGA Tour im Wasser. Manche – übereifrig und zu lang gespielt – sahen das Inselgrün gar nicht. Andere sprangen oder rollten von der Puttfläche. Einige landeten immerhin noch auf der begrasten Zuwegung oder im dünnen Rough-Streifen am hinteren Rand des Eilands. Nur 2007 war es schlimmer, damals gingen 50 Bälle baden, ebenfalls in der ersten Runde.


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Ben An nah am Negativrekord

Wer weiß, wie es sich noch entwickelt hätte, wenn dieser Donnerstag nicht wegen Dunkelheit abgebrochen worden wäre. Zu den Opfern zählte vor allem Ben An, der mit 11 Schlägen knapp den Negativrekord des „Drowned Dozen“, des ertrunkenen Dutzends, von Bob Tway aus 2005 verpasste. Oder Kevin Na, der eine Acht notieren musste und später wegen einer Rückenverletzung aufgab. Vermutlich war‘s eher das geknickte Ego.

Am Ende des Tages lag der Schlagdurchschnitt bei 3,33; das Werk von Designerin Alice Dye, die mit Wasser und Inselgrün auf geniale Weise eine Sand-Abbaugrube ihres Gatten Pete kaschiert hatte, avancierte zum zweitschwierigsten Loch nach der generell garstigen 18. Lediglich 63,45 Prozent der Kombattanten schafften es mit dem ersten Hieb auf den Tanzboden bzw. brachten den Ball dort zum Halten.

Besser Mitte Grün anvisieren, …

Vergangenes Jahr freilich, an jenem Tag, der die Golfwelt zum Stillstand brachte, war die Fahne in einer vergleichbaren Position platziert – doch bloß drei Bälle gingen in den Teich. Allerdings wurde das Grün im Sommer 2020 saniert: „Es spielt sich definitiv strammer und straffer als die anderen“, fasste Gary Woodland die Ansicht etlicher Spieler zusammen. „Wenn die Jungs es ruhiger angehen und die Mitte des Grüns anvisieren würden, wäre alles kein Problem“, kommentierte Amerikas Ex-Ryder-Cup-Teamchef Paul Azinger im „Golf Channel“.

… stattdessen Attacke auf die Fahne

Auftritt Lee Westwood. Der englische Tour-Veteran im x-ten Frühling, gerade beim Arnold Palmer Invitational Zweiter geworden, lieferte die Probe aufs Exempel. Er legte seine Murmel auf der sicheren rechten Seite ab und nahm mit zwei Putts dankend das Par. „Ich spekuliere nie auf Back Spin“, verriet „Westy“. „Im Zentrum des Grüns ist ein Art Kranz, den visiere ich seit Jahr und Tag an, egal wo die Fahne steht.“

Doch „auf diese kurze Distanz wollen die meisten halt aggressiv spielen und die Fahne attackieren“, verdeutlichte TV-Analyst Azinger: „Das kann bei einem derartigen Grün allerdings gründlich daneben gehen.“ Selbst neuerliche Versuche aus der Drop Zone ergaben wegen des ungünstigen Winkels zur Fahne und der federnden Oberflächenbeschaffenheit kaum bessere Ergebnisse.

Herman Tissies und die „Briefmarke“

Und so wurde die berühmte Szenerie prompt zum Schreckensszenario. Wie überhaupt etliche Par-3-Schönheiten eine dunkle Seite haben, ihre spezielle Historie des Horrors. Erinnert sei beispielsweise an die 15 Schläge von Herman Tissies bei der Open Championship 1950 auf Royal Troons gerade mal 112 Meter langen „Postage Stamp“. Der amtierende deutsche Amateurmeister spielte vier Mal übers nierenförmige Grün der Acht, von einem höhlenartigen Bunker in den anderen, bis er den Ball mithilfe dreier Putts endlich im Loch hatte.

Auch Tiger Woods kann mit seinem „Doppel-Par“ im Open-Finale des Jahres 1997 ein Lied von den Tücken der „Briefmarke“ singen.

Jordan Spieth und der Kollaps an Rae‘s Creek

Oder das Drama um Jordan Spieth am Masters-Sonntag 2016. Mit fünf Schlägen Vorsprung hatte der 54-Loch-Spitzenreiter die Back Nine in Angriff genommen, bevor das Unheil seinen Lauf nahm. Auf der Par-3-Zwölf schließlich versenkte Spieth die letzten Träume von einer Titelverteidigung in Rae‘s Creek und verließ „Azalea“ mit einer 7 auf der Scorekarte.

Übrigens: Heute ist die Fahne auf der 17 von Sawgrass ähnlich gesteckt wie zum Auftakt dieser 48. Players Championship …

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