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Players Championship: Der kaltschnäuzige Cameron Smith

15. Mrz. 2022 von Tom Wulf in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Cameron Smith ist der Sieger der Players Championship 2022. (Foto Getty)

Cameron Smith ist der Sieger der Players Championship 2022. (Foto Getty)

Es war ein Herzschlag Finale an diesem denkwürdigen Montag bei der Players Championship, Cameron Smith steht am Abschlag der 16. Bahn des TPC Sawgrass. Ein Par 5, leichtes Dogleg nach links, Wasser quasi zwei Meter neben der Fahne. Zu diesem Zeitpunkt lag Smith in Führung, hatte das Turnier in der Hand. Doch sein Drive segelte 20 Meter links in den Wald, die Lage auf den Piniennadeln war schwer zu kontrollieren. Andere wären in diesem Moment eingeknickt. Der Ball musste erstmal wieder ins Spiel, dann wartete ein langer, langer Weg ins Grün. Für Smith waren es nach dem zweiten Schlag noch 240 Yards. Der Weg wird noch länger wenn man an die 3,6 Millionen Dollar oder an die emotionale Bedeutung für die eigene Karriere denkt. Doch Smith zückte sein Eisen 3 und spielte den Ball wie ein Champion auf das Grün, zwei Putts später geht er mit einem sehr soliden Par aus einer Situation, in der auch alles andere hätte passieren können.

Cameron Smith mit Nerven aus Stahl

Auf der 17, wo auch sonst, dann der entscheidende Moment. Fahne ganz rechts auf dem Grün, das Wasser wie schon am Loch davor, zieht die Bälle fast magisch ins Verderben. Doch Smith zeigt aus welchem Holz er geschnitzt ist, haut den Ball an den Stock und geht mit einem Birdie auf die 18. Mit drei Schlägen Vorsprung sieht die Welt gut aus. Doch auch die 18 ist natürlich kein Zuckerschlecken, Abschlag rechts in die Bäume, und dann auch noch den zweiten links ins Wasser. Das Turnier stand für Smith schon wieder auf der Kippe. Doch wie ein wahrer Champion legte er den gedroppten Ball mit einem klasse Pitch an die Fahne, rettet das Bogey und sichert sich den größten Erfolg seiner Karriere.


Wer das Geschehen verfolgt hat, dem ist klar: Cameron Smith hat diesen Sieg verdient. In seiner Schlussrunde gelangen ihm 13 Ein-Putts, er spielte zehn Birdies auf einem der anspruchsvollsten Plätze, den die Tour zu bieten hat und schaffte es, sich aus jeder brenzligen Situation zu retten. "Es war offensichtlich eine lange Woche. Ja, ich glaube, ich habe heute einfach durchgehalten. Ich habe mich wirklich gut erholt auf den Back Nine und bin stolz darauf", sagte Smith auf der Pressekonferenz nach der Runde.

Bodenständigkeit gehört zu seiner Identität

Dieses Durchhaltevermögen, diese bodenständige Kaltschnäuzigkeit ist tief verwurzelt in seiner Familie. Auch seine Heimat im australischen Queensland hat einen großen Einfluss auf seine Einstellung auf dem Platz: "Ich denke, das liegt wahrscheinlich daran, dass man nie aufgibt. Ich glaube, das ist uns Queendländern in die Wiege gelegt worden". Diese Kaltschnäuzigkeit war ein Schlüssel zum Sieg. Und die Familie. Wegen Corona hatte Smith seine Familie zwei Jahre lang nicht gesehen. Bei der Players Championship gab es eine Wiedervereinigung mit großartigem Ende.

Sich nach so langer Zeit wiederzusehen war eine großartige Stütze für den 28-Jährigen. Auch seine familiäre Vergangenheit hilft ihm in Momenten wie an diesem Montag. Seit Generationen gehört seine Familie zur Working Class in Australien. Die Frage war nie, welchen Luxus man sich gönnt, sondern "zu arbeiten um zu Leben", wie Smith es nannte. "Ich schätze, das ist einfach das, womit ich aufgewachsen bin." Großgeworden in einer Familie, die sich als Farmer durchschlugen und mit Golf nicht viel zu tun hatten, zeigten ihm, dass man die Bodenhaftung nicht verlieren darf. Sein Vater brachte ihn irgendwann zum Golf, spielte mit ihm, mit zwölf gewann Smith dann das erste Mal gegen seinen Dad.

Smith schaffte seinen Durchbruch auf der PGA Tour 2017. Damals gewann er das Team-Event Zürich Classic mit seinem Partner Jonas Blixt. Sein erster Solo-Erfolg auf der PGA Tour kam dann drei Jahre später bei der Sony Open auf Hawaii. Nach einem weiteren Sieg bei der Zürich Classic 2021 mit seinem Landsmann Marc Leishman zeigte er beim Sentry Tournament of Champions 2022, dass er auch in einem Feld mit den besten der Welt bestehen kann. Sein Score von 34 unter Par markiert den Scoring-Rekord auf der PGA Tour und half ihm, sich gegen Jon Rahm durchzusetzen. Der Sieg bei der Players ist der bisherige Höhepunkt seiner Karriere. Die Nummer 1 Australiens war er schon vor dem Event, doch der Sprung von Platz 10 auf Platz 6 der Weltrangliste katapultiert ihn endgültig in die absolute Weltspitze. Der Mann mit den auffälligen Haaren und den Nerven aus Stahl kann einer der ganz Großen werden, vielleicht sogar einem Adam Scott, auch Players Champion, oder Greg Norman den Rang als bester australischer Spieler aller Zeiten ablaufen. Mit seinem Golf kann Smith auch in Zukunft Majors gewinnen, mit seiner mentalen Stärke sowieso. Dass er auch Majors kann hat er beim Masters 2020 mit einem zweiten Platz schon bewiesen. In wenigen Wochen wird er als Players Champion nach Augusta zurückkehren.

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