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Große Klappe, Heuchelei und ein paar Jungsenioren: Norman wird zur Lachnummer

18. Apr. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Ist Greg Norman nur noch eine Lachnummer? (Foto: Getty)

Ist Greg Norman nur noch eine Lachnummer? (Foto: Getty)

Schockschwerenot, jetzt hat Greg Norman aber einen rausgelassen: „Marquee Names“ hat „The Great White Shark“ für sein LIV Golf Invitational versprochen, Aushängeschilder, beeindruckende, glanzvolle Namen, große Nummern der Profi-Szene, ehemalige Weltranglisten-Erste und Ryder-Cup-Recken. Hossa! Doch einmal mehr blieb der Handlanger der Saudis Konkretes schuldig, schwadronierte, fabulierte, räsonierte, lamentierte. Laut gackern, aber kein Ei legen, sagt der Volksmund dazu: Viel Lärm um nichts.

Also durften die Medien mal wieder mutmaßen. Das Ergebnis war vorhersehbar: Lee Westwood, Ian Poulter, Bubba Watson, Kevin Na, Jason Kokrak kamen am Ende beim heiteren „Verräter“-Raten heraus. Indes, das Verfallsdatum des Quintetts war in etwa so schnell erreicht wie Butter unter gleißender Sonne ranzig wird und zu müffeln beginnt.

Watson, Kokrak, Na? Da waren’s nur noch Zwei

Erst veröffentlichte Betbruder Bubba seinen mittelfristigen Turnierplan, in dem Normans erstes Event im Juni am Rand von London gar nicht vorkommt. Aber welcher Spieler mit halbwegs seriösen Major-Ambitionen tut sich eine Woche vor der US Open zwei Flüge über den großen Teich an? Dann vermissten aufmerksame Beobachter auf dem Bag des eigentlich als Botschafter von Golf Saudi geführten „Cash is King“-Kokrak das entsprechende Logo, obwohl der zuvor „möglichst viel Geld in möglichst kurzer Zeit“ auf dem Zettel hatte. Und schließlich erklärte Na wortwörtlich, „nichts unterschrieben“ zu haben.

Da waren es nur noch Zwei. Westwood und Poulter. „Nicht so taub, einen derartigen Lockruf des Gelds zu überhören“ der eine; ein Social-Media-Schausteller der andere, gewohnt, viel Geld für wenig sportliche Leistung einzustreichen. Beide überdies, sorry, weitgehend abgehalfterte Veteranen, die auf der PGA Tour seit Jahren nichts mehr gewonnen und folglich kaum was zu verlieren haben.

Von wegen „Marquee Names“

Da biste baff: Das sind dann Normans „Marquees“, die Stützen des feindlichen Festzelts, um es wörtlich zu übersetzen? Das vorläufige Resultat seines „Head Hunting“? Trotz des ganzen Zasters? Echt jetzt?

In Ponte Vedra Beach ist Tour-Commissioner Jay Monahan angesichts dieser „Drohkulisse“ gewiss vor Schreck im Sessel erstarrt. Scherz beiseite: Der „Commish“ hat seine Protagonisten wenigstens im Griff, ließ sie während des Genesis Invitational zum Treueschwur antreten; selbst die als potenzielle Überläufer gehandelten Dustin Johnson und Bryson DeChambeau meldeten sich mit einer schriftlichen Ehrenerklärung.

Der Einfluss von Augusta National

Übrigens: Gerüchten zufolge soll „D. J.“, der November-Champion des Jahres 2020, vom Augusta National Golf Club sehr eindringlich darauf hingewiesen worden sein, dass man dort einem Abweichler wenig Sympathie und Gastfreundschaft entgegen bringen werde – frei nach Franz Josef Degenhardt: „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern, sing nicht ihre Lieder“. Vor diesem Hintergrund erscheint gleichermaßen der künftige Kalender des zweifachen Masters-Siegers Bubba Watson in einem besonderen Licht.

Die „Fünf Golf-Familien“ stehen zusammen

Überhaupt sind die „Fünf großen Familien“, so benannt in Anlehnung an Amerikas bedeutende Mafia-Clans, und ihr Zusammenhalt der wahrscheinlich wichtigste Trumpf in Monahans Hand – weitaus wertvoller wohl, als die Schubkarren voller Schotter, mit denen er die Lücken in seiner Bastion gegen den Wind aus der Wüste gestopft hat. Nimbus und Prestige der Majors sind mit Geld nicht aufzuwiegen; und PGA Tour, PGA of America, R&A, USGA sowie Augusta National haben ihre Reihen festgeschlossen. Wie gab doch Clubchef Fred Ridley jüngst vor dem Masters zu Protokoll: „Wir sind uns sehr einig, dass die [etablierten] Welttouren großartige Arbeit leisten, um Golf voran zu bringen.“

Traum von der Revolution wird zum Nachtalb

Das war ein weiterer heftiger Rückschlag für Norman, der insgeheim auf den ANGC und dessen traditionelle Systemverweigerung – sozusagen als Schweiz des Golf-Establishments – gehofft hatte, um letztlich bloß das Mütchen an der PGA Tour zu kühlen, die vor 30 Jahren seine Idee von einer Welttour geklaut und daraus die World Golf Championships gemacht hat. Was ihn, dies der Vollständigkeit halber, nicht davon abhielt, seinerseits das Konzept der Premier Golf League nahezu 1:1 ab zu kupfern, die der PGA Tour vor knapp zweieinhalb Jahren schon ans Zeug flicken wollte, aber gleichsam nicht zu Potte gekommen ist.

Der Traum von der Golf-Revolution wird für Norman immer mehr zum Nachtalb. Nein, eher zur Fata Morgana, zu einem Trugbild, das seinen übergroßen Schrecken verliert, je näher man ihm kommt.

Zum Masters nicht eingeladen

Auch das Garn ist schnell zerpflückt, das er drumherum spinnt, um seinen Revanchismus zu bemänteln. Er habe vor weiteren Verlautbarungen erst das Masters verstreichen lassen wollen, aus Respekt, sagt Norman; habe sich deswegen außerhalb von Augusta mit namhaften Spielern getroffen. Haha, ging halt nicht anders, denn die Granden in Grün haben den zweifachen Champion Golfer of the Year gar nicht mehr eingeladen, obwohl das für Majorsieger generell gepflegte Sitte ist.

Und erst kündigt er großspurig „Marquee Names“ an; dann heißt es: Die mit insgesamt 255 Millionen Dollar dotierte Serie wird im Centurion Golf Club gestartet, „egal, wer spielt“. Eine Handvoll Hinterbänkler von der DP World Tour vermutlich. Und Robert Garrigus womöglich. Der 44-jährige US-Pro soll angeblich als erstes Mitglied der PGA Tour um eine Freigabe für Normans Zirkus ersucht haben; er ist Numer 1.043 der Weltrangliste und hat vor zwölf Jahren die längst nicht mehr ausgetragene Children's Miracle Network Classic gewonnen – noch Fragen?

Korn-Ferry-Tour-Spieler „werden sehr reich“

Mittlerweile ist bereits die Registrierung fürs zweite Event vom 1. bis 3. Juli in Portland/Oregon offen, das parallel zur John Deere Classic auf der PGA Tour stattfindet. In Ermangelung von Top-Leuten ulkt die Branche schon, dass nun „etliche Korn-Ferry-Tour-Spieler sehr reich“ werden, wie der Golf-Journalist Steve DiMeglio via Twitter verbreitet:

Greg Norman ist’s angeblich recht. Er psalmodiert von der Hoffnung, „dass ein Bursche den Siegerscheck über vier Millionen Dollar gewinnt, der Nummer 350 der Welt ist: Es wird sein Leben und das Leben seiner Familie ändern“. Die altruistische Attitüde könnte verlogener nicht sein, denn im nächsten Atemzug lässt der vermeintliche „Gutmensch“ folgenden entlarvenden Satz raus: „Wenn ein paar Events gelaufen sind und die Spitzenspieler gesehen haben, wer da sechs oder acht Millionen gewonnen hat, werden sie vielleicht sagen: Jetzt reicht’s, solche Konkurrenten schlage ich doch tagein tagaus mit auf den Rücken gebundenen Händen.“

Fadenscheiniges Etikett der Ehrenhaftigkeit

Das kommt einem Offenbarungseid gleich: Bei Normans Papiertiger geht es nicht um Sport, nicht um Qualität – und um Golf nur im weitesten Sinne. Das Geld allein soll’s richten. Er zielt ausschließlich darauf ab, der PGA Tour eins auszuwischen und ihr korrumpierbare Spieler mit der Aussicht auf leistungslosen Lohn abspenstig zu machen. Dafür tönt Norman großspurig herum, schwingt markige Worte und stellt haltlose Behauptungen auf, schreibt abwegige Briefe voller Beschimpfungen und wedelt mit vagen juristischen Drohungen: Was für eine widerwärtige Heuchelei unter dem Etikett der Ehrenhaftigkeit.

Fall Mickelson von PGA Tour orchestriert?

Selbst für die vernichtenden „Motherfucker“-Aussagen von Intrigen-Intimus Phil Mickelson hat der 67-Jährige mittlerweile seine eigene Lesart, wiewohl er anfangs von einem „Schlag ins Gesicht“ sprach. „Lefty“, der monatelang subversiv für den Konkurrenz-Circuit geworben und mit drei anderen Spielern die Ausarbeitung des juristischen Konstrukts finanziert hatte, bevor er sich bei Buchautor Alan Shipnuck um Kopf und Kragen redete, gilt Norman mittlerweile als eine Art fünfte Kolonne.

„Dass seine Äußerungen publik wurden, war kein Zufall, sondern wurde komplett von der Tour orchestriert. Wir hatten ein starkes Feld zusammen, und als sie das mitbekamen, warfen sie uns diesen Knüppel in den Weg.“ Glaubt jedenfalls der LIV-Impresario, der nun selbst den Verschwörungstheoretiker gibt und mit alldem langsam, aber sicher zur Lachnummer wird. In der Kulisse amüsiert sich Twitter-Spötter Max Homa schon mal köstlich:

Fragt sich bloß, was das Regime in Riad und sein Public Investment Fund (PIF) von dem Popanz für einen Haufen Zweitliga-Spieler und ein paar Jungsenioren halten, der da mit ihrem Geld, großer Klappe und jede Menge warmer Luft als lahmes Sportswashing-Spektakel am Leben erhalten wird?

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