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Rumpfturnier Players: Passende Kulisse für McIlroys elitistische Liga-Vision

13. Mrz. 2024 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

(Foto: Getty)

Rory McIlroy und seine elitistische Vision: „Ich bin dafür, dass es weniger Spieler und weniger Tour-Karten gibt,“. (Foto: Getty)

Die Players Championship galt mal als inoffizielles fünftes Major, das Paradeturnier der PGA Tour prahlte regelmäßig mit dem stärksten Teilnehmerfeld im Männer-Profigolf. Tempi passati. Auch heuer ist der Schlagabtausch im TPC Sawgrass in gewisser Weise ein Flaggschiff-Event: Es symbolisiert die Zerrissenheit in der Beletage des Spiels wie kein anderes. Ausgerechnet im Jahr des 50. Jubiläums, wo nun auch die als Letzte zu LIV abgewanderten Jon Rahm und Tyrrell Hatton fehlen. Das ist bitter.

Möglichst tolles Produkt für die Fans

Da kriegt sogar der brave Scottie Scheffler ein bisschen Schaum vor den Mund. Auf seine Weise. „Schauen Sie sich die Jungs an, die gegangen sind“, sagte der Weltranglistenerste und Titelverteidiger beim Mediengespräch vor der Players Championship. „Wir hatten eine einheitliche Tour, wir waren alle zusammen, und jetzt sind etliche Leute weg. Das allein ist der Grund für die Spaltung.“ Er könne niemanden zwingen, auf der Tour zu bleiben, und könne auch keinem sagen, die Hunderte von Millionen Dollar nicht zu nehmen, so Scheffler weiter: „Wenn sie denken, dass das das Beste für ihr Leben ist, dann sollen sie es tun. Aber das ist dann auch nicht mehr von Belang. Wir, die geblieben sind, tun unser Bestes, um ein möglichst tolles Produkt für die Fans zu schaffen.“

Viele Turniere und Breite vs. Eliteliga für die Stars

Genau da liegt der Hase im Pfeffer. Was ist denn das beste Produkt für die Fans? Traditionalisten werden für Wettbewerbsbreite plädieren: möglichst viele Turniere, möglichst große Felder, möglichst hohe Breite an potenziellen Gewinnern. Und Außenseitersiege, wie sie in dieser laufenden Saison schon etliche Male vorgekommen sind. „Die PGA Tour hat lange Zeit mit dem einzigen Ziel gearbeitet, Spielmöglichkeiten für ihre Mitglieder zu schaffen, was in der Praxis bedeutet, dass zu viele Turniere zu viel Geld an zu viele Mitläufer mit zu wenig Wirkung ausschütten“, hat es Eamon Lynch für „Golfweek“ gewohnt provokativ auf den Punkt gebracht.

Rory McIlroy: „Nur die Besten der Besten“

Andere, und das sind nicht wenige, reden den Entertainmentspitzen das Wort, einem komprimierten Produkt mit hohem Unterhaltungswert. Prominentester Apologet dieser Variante ist Rory McIlroy. Die Global-Tour-Ideen des Nordiren sind hinlänglich bekannt, beim Arnold Palmer Invitational legte der vierfache Majorsieger noch mal nach, als er auf das lediglich 69-köpfige Feld des Signature Events angesprochen wurde. „Wahrscheinlich wird man das nicht gerne hören, aber ich bin dafür, dass es weniger Spieler und weniger Tour-Karten gibt, dass nur die Besten der Besten mitmachen“, erklärte der Nordire.

 

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Es ist die Zuspitzung seiner ohnehin elitistischen Vision von einer Champions League im Herrengolf. „Rors“ spricht zwar davon, dass dadurch „der Wettbewerb härter wird“, indes geht’s vor allem um die Konzentration und Kulmination der Konkurrenz auf höchste Stardichte. Und um die Erschließung neuer Märkte. Schon länger wirbt McIlroy für einen weltumspannenden Spielplan mit entsprechender Zulassung der besten Spieler aus beiden Lagern: „Ich bin der Meinung, die besten 70 bis 100 Spieler der Welt sollten alle auf einer Tour spielen. Je schneller wir alle wieder zusammenkommen und anfangen, mit den stärkstmöglichen Feldern zu spielen, desto besser ist das für den Golfsport.“

„Toll, wenn auf unserer Tour nur 100 Jungs spielen würden“

Der Weltranglistenzweite steht damit im Kollegenkreis beileibe nicht isoliert da. „Ich fände es toll, wenn auf unserer Tour nur 100 Jungs spielen würden“, meint beispielsweise der amtierenden US-Open-Champion Wyndham Clark. Pikanterweise wäre er vor einem Jahr um diese Zeit – nach Bay Hill und vor der Players Championship – als damals 118. der Weltrangliste nicht mal dabei gewesen.

 

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Will Zalatoris wiederum gibt der Sache noch einen ganz anderen Spin. Er stellt sich gar eine Turnierserie vor, bei der das Top-Personal der PGA Tour gegen die LIV-Leuchten antreten. „Ich denke, die Idee einer Champions League wäre das Beste für die Zukunft“, erklärte er während des Arnold Palmer Invitational dem Podcast „Beyond the Clubhouse“: „Wir bekommen eine Mischung aus den besten Spielern von drüben und von hier. Das ist exakt, was die Leute sehen wollen.“

Der „King“ im Konkurrenzcircuit ist aktuell Joaquin Niemann. Selbst der Chilene unterschreibt McIlroys Gedankenansatz. „Ich stimme mit Rory überein, dass große nationale Meisterschaften wie die Australian Open eine größere Rolle in einem weltweiten Terminkalender spielen sollte“, pflichtete Niemann bei, der das Turnier im Dezember 2023 gewonnen hat.

Zirkus ist alternativlos

Letztlich läuft alles darauf hinaus, dass McIlroys Visionen in irgendeiner Form Realität werden. Das ist alternativlos, und die PGA Tour steht nur nominell an einem Scheideweg. Sie muss Zirkus bieten, weil der Sportfan des 21. Jahrhunderts Spektakel und Idole will. Die Signature Events sind jedenfalls keine Lösung, das hat der bisherige Saisonverlauf gezeigt. Sie beruhen auf einer Formel, mit der Ergebnisse erzeugt werden sollen, die letztlich nicht garantiert werden können. Oder anders: Der All-Star-Aspekt dieser Turniere wirkt nicht, wenn die All-Stars nicht liefern.

McIlroys Methode hingegen schließt schlichtweg aus, dass Außenseiter wie Jake Knapp (Mexico Open), Nick Taylor (Phoenix Open), Grayson Murray (Sony Open) oder Chris Kirk (Tournament of Champions) den Hochkarätern die Schau stellen. Spitzengolf ist damit nicht unbedingt gewährleistet, aber Glanz und Glamour sind gesichert.


„Turniere für die Goliaths zu veranstalten und zu versuchen, die meisten Davids davon auszuschließen, ist nicht verwerflich. Aber es hat Konsequenzen, denn jede kleine Einschränkung des Wettbewerbs verwässert das, was die Sache für die Fans so interessant macht.

Die Signature Events sind ein Versuch, das Produkt der PGA Tour zu stärken, indem sie den VIP zu mehr Siegen verhelfen. Was wir bisher bei den 2024er-Turnieren gesehen haben, ist, dass die gewünschten Ergebnisse nicht auf Bestellung kommen. Man kann nicht etwas vorhersagen, das von Natur aus unberechenbar ist: Profigolf auf höchstem Niveau. Die Top-Stars der PGA Tour haben uns zwei Jahre lang gesagt, dass sie mehr verdienen – und die Strukturen des Sports wurden verzerrt, um dieser Forderung nachzukommen. Es ist sicher nicht zu viel verlangt, dass die Goliaths gegen die wenigen verbliebenen Davindun auch besser spielen.“

Eamon Lynch in „Golfweek“


Policy Board trifft sich mit PIF-Chef

Dafür freilich muss PGA-Tour-Commissioner Jay Monahan endlich mit den Saudis zu Potte kommen und den Staatsfonds PIF samt seiner Einlage von drei Milliarden Dollar an Bord von PGA Tour Enterprises holen und sich so die Auftritte der LIV-Stars sichern. Die Verhandlungen hätten an Fahrt aufgenommen, gab Monahan bei der traditionellen Audienz des „Commish“ während der Players-Woche zu Protokoll; alsbald soll es ein Treffen des Tour-Verwaltungsrats rund um Tiger Woods mit PIF-Chef Yasir Al-Rumayyan geben.

„Wir haben eine gemeinsame Vision, um wieder Ruhe einkehren zu lassen und das weltweite Potenzial des Golfsports zu erschließen. Wenn wir nicht zu einem Abschluss kommen, sind wir wieder in derselben Position wie vorher“, malte Monahan ein bedrohliches Bild. „Dann haben wir diesen einzigartigen Vorteil nicht genutzt, unseren Sport wieder zu vereinen.“

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