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„Ich bin kein Politiker“ und mehr Ausreden bei der Saudi International

02. Feb. 2022 von Alexandra Caspers in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Nicht alles ist bei der Saudi International so traumhaft wie die Sonnenuntergänge. (Foto: Getty)

Nicht alles ist bei der Saudi International so traumhaft wie die Sonnenuntergänge. (Foto: Getty)

In dieser Woche findet die Saudi International erstmals unter dem Dach der Asian Tour statt und versammelt gleichzeitig das stärkste Spielerfeld der Turniergeschichte in Jeddah. Warum viele der PGA-Tour-Spieler den langen Weg nach Saudi Arabien antreten werden, dürfte den meisten klar sein. Bis zu siebenstellige Summen, so heißt es, fließen an die Spieler nur dafür, dass sie antreten. Öffentlich aussprechen will das natürlich niemand. Stattdessen stellt sich Jahr für Jahr wieder die Frage: Welche Gründe schieben die Spieler dieses Mal vor?

"Growing the Game" stand lange Zeit ganz oben auf der Liste der genannten Gründe, bei Männern wie Frauen, besonders während das Turnier unter der Schirmherrschaft der DP World, damals noch European Tour stand. Es ließ sich perfekt in das Narrativ der globalen Tour und ihren Bemühungen, den Sport (und dadurch sich selbst) durch neue Formate und Orte zu beleben, einfügen.

Neue PR-Strategie bei der Saudi International

Die DP World Tour hat sich aus dem Schneider gezogen und den Vertrag mit den Saudis nicht verlängert. Die versuchen unterdessen, ein Mindestmaß an Respekt für die Saudi International und gleichzeitig die Hürden für die großen Golfstars niedrig zu halten, indem sie sich in die Asian Tour einkaufen. Dass dies nur ein Schritt in Richtung der vielbeschworenen eigenen Saudi Super Liga ist, ist für viele offensichtlich, insbesondere nach der Ankündigung der zehnteiligen Turnierserie, die gesponsert von LIV Golf Investements auf der Asian Tour stattfinden wird.

Die bereits zurechtgelegte Verteidigungsstrategie der PGA Tour, ihren Spielern die Teilnahme aufgrund fehlender Zugehörigkeit zu verwehren, ist damit durchbrochen. Der Weg für die Golfstars frei - wenn auch nicht ganz ohne Bedingungen. Was also wird dieses Jahr das neue "Ich verdiene viel Geld und ignoriere dafür bereitwillig Menschenrechtsmissstände"? Shane Lowry verrät es uns, genau so wie Bryson DeChambeau.

"Ich bin kein Politiker."

Als entbinde diese Tatsache einen davon, eine eigene Meinung oder Verantwortung zu haben, verstecken sich Lowry und DeChambeau hinter dieser Floskel. Tyrrell Hatton zieht seinen Kopf sogar noch gekonnter aus der Schlinge. "Ich stimme dem zu, was Shane gesagt hat", war seine Antwort, als Golf Post sie bei Medienevents im Vorfeld der Saudi International zum Thema Menschenrechte und den Kontroversen rund um das Turnier befragt.

Wann wird endlich Klartext geredet?

Man drückt sich in Teilnehmerkreisen also noch immer vor einer öffentlichen Auseinandersetzung mit dem Thema. Die Antwort zeugt immerhin von etwas mehr Bewusstsein gegenüber den Missständen als beispielsweise Bubba Watsons "Ich mag es zu Reisen und andere Orte zu sehen." Sie zeigt aber genau so sehr, dass es dem Golfer-Gewissen egal ist, solange genug Geld im Spiel ist. Immerhin, so Lowry: "Ich verdiene den Lebensunterhalt für mich und meine Familie und versuche, für sie zu sorgen, und das hier ist nur ein Teil davon." Nach über 16 Millionen Euro verdientem Preisgeld ein wenig überzeugendes Argument.

Einerseits lässt sich nicht bestreiten, dass die Investitionen der Saudis in den Golfsport diesen ordentlich beleben. Neben den Bemühungen im eigenen Land ist die Frage berechtigt, wie viel die Rekordpreisgelder der PGA Tour, die strategische Allianz mit der European Tour sowie deren Zusammenarbeit mit DP World und ihrerseits höheren Preisgeldern von den Entwicklungen rund um mögliche Konkurrenz durch eine Saudi Super League oder auch eine Premier Golf League angestoßen wurden. Ganz nach dem Motto "Konkurrenz belebt das Geschäft".

Andererseits sind Pressekonferenzen und das Marketing vor der Saudi International das beste Beispiel für "Sportswashing" in Aktion. Anstatt berechtigter kritischer Fragen geht es um das vergangene Weihnachtsfest, die kommende Netflix Doku und natürlich wie schön der Royal Greens Golf and Country Club, Austragungsort der Saudi International, ist. Medien wie Golffans werden angefüttert mit der Saudi International im englischen Free TV und jede Menge Pressekonferenzen mit den größten Stars des Sports, aber Klartext redet keiner.

National Club Golfers Alex Perry liegt nicht ganz falsch, wenn er schreibt: "Wir hätten viel mehr Respekt vor euch, wenn ihr einfach sagen würdet, dass ihr es nur wegen des Geldes macht, denn das können wir alle nachvollziehen. Ihr seid keine Politiker, aber ihr seid Menschen."

Dagegen wirkt Jason Kokrak, der bereits als Botschafter für Saudi Golf unterwegs ist, mit seiner brutalen Ehrlichkeit regelrecht erfrischend: "Geld regiert die Welt und wenn mir jemand genug Geld zahlt, damit meine Kindeskinder einen Vorteil im Leben haben, dann werde ich das voll ausnutzen."

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