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Senkrechtstarter Tom Kim: „Fühle mich wie ein Fünfjähriger in Disneyland“

11. Okt. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Tom Kim begeistert die Golfwelt mit seinem zweiten Sieg auf der PGA Tour. (Foto: Getty)

Tom Kim begeistert die Golfwelt mit seinem zweiten Sieg auf der PGA Tour. (Foto: Getty)

Das geht schnell: 20 Jahre alt, zwei Siege – und schon wird man zum neuen Superstar der PGA Tour ausgerufen. Kein Wunder, wenn man wie Joo-hyung Kim, den alle Welt „Tom“ ruft, gerade die Shriners Children’s Open gewonnen hat, mithin das zweite Turnier binnen vier Starts nach der Wyndham Championship, und jetzt in Sachen golferischer Frühreife auf einer Stufe mit Tiger Woods steht. Der hatte letztmals zwei Titel noch vor seinem 21. Geburtstag am 30. Dezember gewonnen, beide im Oktober seines Profi-Debütjahrs 1996.

Muntermacher des Internationalen Teams

Diesbezüglich ist Kim sogar besser positioniert als der Superstar. Die „Wyndham“ holte sich der Südkoreaner Anfang August, zwischendrin avancierte er beim Presidents Cup zum Muntermacher des Internationalen Teams und hat sowieso noch bis zum 21. Juni 2023 Zeit, sich zum jüngsten Dreifach-Sieger aller Zeiten auf der Tour zu machen. Jüngster Zweifach-Sieger ist übrigens Ralph Guldahl, aber dessen Arizona-Open-Triumph ist 90 Jahre her.


Noch ein paar Zahlen zu Kim, der seine Tour-Karte mit einem siebten Platz bei der Rocket Mortgage Classic Ende Juli gelöst hatte und vor fünf Monaten noch ein Nobody auf der Korean und auf der Asian Tour war? Er ist jetzt Nummer 15 der Weltrangliste (OWGR) und hat Japans Golf-Idol Hideki Matsuyama als bestplatzierten Asiaten im OWGR abgelöst.

„Ein Geschenk für unseren Sport“

Nur Robert Gamez (13) und Seve Ballesteros (16) benötigten weniger Tour-Starts als Kim (18), um zwei Mal zu gewinnen. Woods brauchte dafür 20 Turniere. „Das ist echt der Wahnsinn“, sagt Kim, der 2018 ins Profilager gewechselt war. „Es ging alles ganz schön schnell, aber ich genieße diesen wilden Ritt.“

Und ein bogeyfreies Event wie Kims „Shriners“ schafften seit 1974 nur Lee Trevino (New Orleans Open, 1974) und J.T. Poston (Wyndham Championship, 2019). „Dieser junge Bursche ist in den vergangenen Monaten förmlich auf die große Golfbühne geplatzt, und er ist ein großartiges Geschenk für unseren Sport“, attestierte Skipper Trevor Immelman seinem „Pick“ schon beim Presidents Cup.

Bei all den Zahlen und Lobeshymnen kann einem schon mal der Kopf schwirren. „Alles ist so aufregend: Ich komme mir vor wie ein fünfjähriges Kind in Disneyland“, strahlte Fastfood-Fan Kim am Sonntag Abend im TPC Summerlin in Las Vegas, wo ihm Patrick Cantlay freilich den Erfolg mit einem Triple-Bogey auf dem 72. Loch auch auf dem Silberteller präsentiert hatte. „Mir macht es einen Riesenspaß, auf der PGA Tour zu spielen.“

 

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Großen Anteil daran und am Erfolg hat sein Caddie. Rechtzeitig zum Presidents Cup angelte Kims Manager Ben Harrison den Veteranen Joe Skovron, der vorher 13 Jahre lang am Bag von Rickie Fowler war und auf den Tour-Plätzen jeden Grashalm kennt. „Ich muss Joe viel Anerkennung zollen. Er hat einen großen Anteil am Erfolg“, sagt Kim, der in Seoul geboren und in Australien aufgewachsen ist, zwischenzeitlich auf den Philippinen und nun in Thailand beheimatet ist.

 

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Sein Vater Chang-ik Kim spielte kurzzeitig auf der Buy.com Tour, dem Vorgänger der Korn Ferry Tour, und arbeitet mittlerweile als Golflehrer, Filius Joo-hyung entdeckte die Liebe zum Spiel also am Rockzipfel des Papa und spielte ab 2018 auf der Philippine Golf Tour sowie auf der Asian Development Tour. Dort qualifizierte er sich mit drei Siegen für die Asian Tour, auf der er im November 2019 im Alter von 17 Jahren und 148 Tagen die Panasonic Open India und Anfang 2022 das Singapore International gewann, was ihn zum Gesamtsieger der wegen Corona über drei Jahre laufenden Geldrangliste machte.

Dritter bei der Scottish Open

Im Juli schließlich nahm Kim über die Korea PGA an der Scottish Open teil und wurde im Renaissance Club Dritter, bei der 150. Open Championship auf dem Old Course in St. Andrews wurde er anschließend geteilter 47. und ergatterte damit die „Special Temporary Membership“ für die PGA Tour. So geht Karriere, der Rest ist nun Tour-Historie.

 

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Wäre bloß noch das mit dem Spitznamen „Tom“ zu klären. Der stammt von der Kinder-Comic-Serie „Thomas the Tank Engine“, hierzulande bekannt als „Thomas, die kleine Lokomotive“. Er habe keine Folge der Abenteuer dieser lustigen Tenderlok verpasst, „als ich jung war“, muss Senkrechtstarter Kim immer wieder erzählen: „Ich hatte sie als Spielzeug und sogar auf meiner Frühstücksdose für Kindergarten und Schule. Irgendwann begannen ein paar Leute mich ,Tom’ zu rufen. Das war tatsächlich kürzer und einfacher als Joo-hyung, gerade während unserer Zeit in Australien. Und mit elf Jahren war ich dann für alle endgültig ,Tom’.“

Man wird sich gern an den Dampf gewöhnen, den dieser Tom Kim der Profi-Szene macht, den er generell im Golfsport entfacht.

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