PGA Tour

Horrido auf Hawaii: Überholt Scheffler McIlroy, wie schlägt sich Zalatoris?

05. Jan. 2023 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Auf Hawaii erwartet uns zum Jahresstart die Crème de la Crème. (Foto: Getty, Twitter/@PGATOUR)

Auf Hawaii erwartet uns zum Jahresstart die Crème de la Crème. (Foto: Getty, Twitter/@PGATOUR)

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Das passt ganz gut zusammen: Zum 25. Mal gastiert das Tournament of Champions auf dem splendiden Plantation Course des Kapalua Resort, und heuer markiert die Jubiläumsausgabe gleichzeitig den Anbruch der Ära von Elevated Events auf der PGA Tour. Auf Drängen von Rory McIlroy und Tiger Woods wurde vergangenes Jahr bekanntlich diese Seilschaft besonderer Turniere gezurrt und mit der Teilhabe am Player Impact Program verknüpft, bei der sich zur Wahrung der Attraktivität stets eine hohe Dichte an „Elitespielern“ einfinden soll, die der „Shadow Commissioner“ Woods und McIlroy als erster Paladin der PGA Tour auf ihre Linie eingeschworen haben.

 

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Dass nun ausgerechnet der Nordire direkt beim Auftakt zur neuen Tour-Struktur die eine erlaubte Freikarte zieht, ist zweifellos eine Pikanterie, von der manche glauben, es werfe den Schatten der Fragwürdigkeit auf die bei Standard-Feldstärke jeweils mit 20 Millionen Dollar dotierten Elevated Events mit ihrem System von etlichen gesetzten und ein paar rotierenden Wettbewerben.

„Schlag in die Magengrube der neuen Struktur“

„All das ist sein Baby, und man könnte meinen, für den Weltranglisten-Ersten und FedEx-Cup-Gewinner wäre die Premiere dann auch eine Pflichtveranstaltung. Und ist es wirklich zu viel erwartet, dass der lautstarker Anführer des Widerstands gegen Greg Norman und LIV Golf wenigstens im ersten Jahr sämtliche Elevated Events spielt? Stattdessen verpasst er der neuen Struktur schon einen Schlag in die Magengrube, bevor’s überhaupt los gegangen ist“, schimpft Adam Schupak in „Golfweek“ über McIlroy, dessen Mantra vor allem es war, dass die Top-Leute öfter aufeinander treffen und miteinander wetteifern sollen. Weil: „Wenn ich im American Football zu den Tampa Bay Buccaneers gehe, will ich auch Tom Brady spielen sehen.“ Stimmt, gerade führt der vierfache Majorsieger sein eigenes Credo ad absurdum.


„Das ist, als hätte Unabhängigkeitskämpfer William Wallace im 13. Jahrhundert alle schottischen Krieger zum Kampf gegen König Edward I. von England versammelt, würde sich selbst aber auf dem Schlachtfeld nicht sehen lassen“

Adam Schupak in „Golfweek“ über Rory McIlroy und dessen Hawaii-Absage


Andererseits taugt das Tournament of Champions nicht wirklich als Exempel für ein Elevated Event und dessen Sonderstatus. Denn erstens versammeln sich auf der einstigen Ananas-Plantage von Kapalua bekanntermaßen eh nur die Sieger der Vorsaison sowie neuerdings alle, die es zur Tour Championship geschafft haben; und zweitens war Maui von jeher eine Reise wert, seit David Duval 1999 die erste Auflage gewann, nachdem die PGA Tour das Turnier vom La Costa Country Club nahe San Diego abgezogen hatte. Wenn man das Golfjahr nun schon irgendwann beginnen muss, warum dann nicht in Aloha-Attitüde. Als Horrido auf Hawaii.

Fragezeichen hinter Xander Schauffele

Die Namhaftigkeit der Starterliste – 39-köpfig diesmal, deswegen gibt’s auch nur 15 Millionen Dollar Preisgeld, dafür hat Titelsponsor Sentry sein Engagement bis 2035 verlängert – ist also per se garantiert. Ein kleines Fragezeichen steht indes hinter Xander Schauffele. Der Olympiasieger hat das Pro-Am ausfallen lassen.

 

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McIlroys Abwesenheit könnte allerdings schlagzeilenträchtige Folgen für seinen Position als Weltranglisten-Erster haben; das dritte Mal in seiner Karriere übrigens, dass er als Branchen-Primus in ein neues Jahr geht. Doch die Freude ist womöglich von kurzer Dauer. Mit einer Platzierung unter den erste Drei wäre Scottie Scheffler nämlich wieder vorn, das haben die Statistik-Nerds flugs ausgerechnet.

Der Masters-Sieger verschwendet darauf freilich wenig Gedanken, erzählt vielmehr, dass er noch am Menü fürs Champion Dinner bastelt und ebenso wie Jon Rahm eine eher frostige Atmosphäre erwartet, wenn im Augusta National Golf Club Anfang April erstmals wieder tourtreue Spieler und LIV’ler aufeinander treffen. In der Weihnachtspause hat Scheffler auf irgendeinem Golfplatz Bubba Watson getroffen und dem zweifache Gewinner deswegen versprochen, ihm notfalls einen Einzeltisch in einer Ecke des Speisezimmers zu organisieren; „Katzentisch“ nannte man den früher. Scheffler scherzte natürlich. „Die Jungs werden ja wohl ihre Animositäten für ein paar Wochen im Jahr beiseite legen können“, glaubt er. „Erst recht an so einem bedeutenden Ort der Golfgeschichte wie Augusta National.“

Natürlich ohne Titelverteidiger Cam Smith

Wer fehlt noch? Cam Smith natürlich, der Titelverteidiger und Champion Golfer of the Year, nach wie vor Nummer drei der Welt, der mit seinem Wechsel in die Saudi-Liga von der PGA Tour zur Persona non grata erklärt und gesperrt worden ist. Dafür kommt einer wieder, der wegen zweifachen Bandscheibenvorfalls zwölf Wochen ausgesetzt hat: Will Zalatoris gibt sein Comeback.

Hochzeit, Frustbewältigung, Binge Watching

Der Texaner sicherte sich Anfang August 2022 bei der FedEx St. Jude Championship den ersten Titel auf der PGA Tour, musste in der Woche drauf während der dritten Runde der BMW Championship verletzungsbedingt aufgeben und hat nach eigenen Angaben erst am 1. Dezember wieder einen Golfschläger in die Hand genommen. Die Zwangspause nutzte Zalatoris, um über den Frust der zwei knapp verpassten Majors – PGA Championship und US Open – hinweg zu kommen, seine Freundin Caitlin Sellers zu heiraten – und „Netflix bis zum Ende durch zu gucken“, wie er grinsend verriet.

 

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Zalatoris und seine Hüfte

Und er lernte während der Reha viel über seinen Körper, „vielmehr als ich eigentlich je wissen wollte“. Beispielsweise, dass sich wegen seines kraftvollen Schwungs, des Bewegungsdrucks und der damit verbundenen Krümmung der Wirbelsäule die rechte Hüfte verschoben hat. Oder wie es sein Therapeut Dr. Greg Rose, ein Experte für Schwung-Mechanik, nannte: „Kein Wunder, dass Sie ein Rückenproblem haben.“ Also hat Zalatoris mit dem Spezialisten an seinen motorischen Mustern gearbeitet und freut sich nun auf einen angemessenen Neustart: „Hier spielen die Besten der Besten“, sagte der 26-Jährige vor seiner ersten Runde mit Scottie Scheffler: „Es ist ein Riesenspaß, sich im besten Wettbewerb der Welt mit solchen Leuten zu messen.“

 

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Mal sehen, wie der Spaß weitergeht. Zumal es im LIV-Lager derzeit so verdächtig still ist. 2022 war der Konkurrenz-Circuit trotz des ganzen Klamauks nach eigenem Bekunden lediglich als Beta-Version gestartet, dieses Jahr soll’s richtig zur Sache gehen: mit 14 Events, 405 Millionen Dollar Preisgeld, weiteren Stars und dem Team-Business nach Franchise-Muster.


„Plötzlich versucht jeder, innovativ zu sein und den Golfsport zu verbessern. Die Entwicklung im vergangenen Jahr [mit LIV Golf] war ein polarisierendes Thema, das die Branche aufgescheucht und dazu gebracht hat, über Dinge nachzudenken, die seit so langer Zeit gleich geblieben sind. Auf jeden Fall ist es ein großer Vorteil für die Zuschauer, denn ich glaube, dass der Wettbewerb die Menschen mehr denn je dazu bringt, sich weiterzuentwickeln, zu wachsen und über den Tellerrand hinauszuschauen.“

Patrick Cantlay


Die PGA Tour hält mit 460 Millionen für die 38 Termine des Jahres 2023 dagegen und pampert die spielende Beletage überdies mit horrenden Treue-Boni. Sie hat inklusive Majors und den FedEx-Cup-Play-offs samt Saisonfinale sowie dem WGC-Matchplay insgesamt 17 Elevated Events im Programm, dazu zählen noch die fixen Traditionsturniere Genesis Invitational, Arnold Palmer Invitational und Memorial Tournament sowie vier variable Veranstaltungen.

Vier variable Veranstaltungen bei Elevated Events

Die WM Phoenix Open, die RBC Heritage, die Wells Fargo Championship und die Travelers Championship könnten im kommenden Jahr durch andere Turniere aus dem Tour-Kalender abgelöst werden, damit sich kein Gastgeber des Golfbetriebs vernachlässigt fühlt. „Ich gespannt, wie das aufgenommen wird“, sagt Adam Scott zu alldem. „Veränderungen müssen stattfinden. Wenn man sich nicht bewegt und ändert, wird man überrollt.“

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