PGA Tour

Tour-Finale: Zalatoris raus, Matsuyama „all in“, TMRW Sports will Spektakel

24. Aug. 2022 von Michael F. Basche in Köln, Deutschland

Tiger Woods auf der Tour Championship der PGA Tour. (Foto: Getty)

Tiger Woods auf der Tour Championship der PGA Tour. (Foto: Getty)

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Wieso fallen einem gerade diese Thriller aus der Hollywood-Blockbuster-Maschinerie ein, in dem Tom Cruise als Agent der Impossible Mission Force in der Schattenwelt Bösewichte jagt? Weil im professionellen Golfsport gerade einer im Halbdunkel seine Fäden zieht, den manche Medien schon zum „Shadow Commissioner“ der PGA Tour ernannt haben: Tiger Woods. Er war der Initiator des Spielertreffens am Rand der BMW Championship, nachdem das Fähnlein der Top-Tourtreuen bereits beim JP McManus ProAm im irischen Ardare Manor die Köpfe zusammengesteckt hatte. Und er flog extra mit Rickie Fowler in Richtung Wilmington, um das Gewicht seines Worts persönlich in die Waagschale zu werfen. Oder wie Rory McIlroy es nannte: „Ganz offensichtlich gab es einen Alpha-Typen im Raum, und ich war es nicht.“

Der „Shadow Commissioner“

23 Spieler, die Liste ist mittlerweile raus, haben an der konspirativen Zusammenkunft teilgenommen und dem „Shadow Commissioner“ gezeigt, wo sie stehen und wohin sie weiterhin gehören wollen. Zum Golf-Establishment. Unter ihnen übrigens auch die bislang stets mit LIV Golf in Verbindung gebrachten Cameron Young, Adam Scott und Joaquin Niemann. Sowieso scheint es, als ob Woods fürderhin das Heft des Handelns selbst in die Hand nehmen will, nachdem Rickie Fowler ausgesprochen hat, was viele denken: nämlich, dass man im Tour-Hauptquartier in Ponte Vedra viel zu sehr bloß reagiere, statt angesichts der absehbar drohenden Umwälzungen im Profigolf proaktiv zu handeln. Das bezieht sich natürlich auf LIV Golf und die Umtriebe von Impresario Greg Norman, der dem Tour-Betrieb mit horrenden Handgeldern die Stars abzuwerben versucht und bei etlichen Herren ohne Haltung ja schon sehr erfolgreich war.

 

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Den Geldspeichern des saudi-arabischen Staatsfonds PIF, der im Auftrag von Riad und des Kronprinzen Mohammed bin Salman die Party finanziert, etwas vergleichbares entgegenzusetzen, ist „Mission Impossible“, um im Eingangsbild zu bleiben. Daher ging es bei der Schattensitzung, deren Protokoll bislang nur skizzenhaft erschienen ist, nicht um Maßnahmen, sondern zuvorderst um Solidarität gegen LIV Golf. Und in der Hauptsache um die Zukunft der PGA Tour. Deren erste Palladin McIlroy hatte schon durchblicken lassen, dass die Top-Spieler viel öfter aufeinander treffen müssten. Womöglich bei einer Art Top-Tour innerhalb der Tour, mit 18 Events für die besten 60 Spieler, ohne Cut und mit einer Dotierung von jeweils 20 Millionen Dollar. So jedenfalls wollte es Enthüllungsjournalist Alan Shipnuck erfahren haben.

Eintages-Veranstaltungen mit Top-Stars der Tour

Was davon konkret wird und wie sich das mit dem von Commissioner Jay Monahan angekündigten Star-Auftrieb in der Off-Season verträgt, bleibt abzuwarten. Aber vielleicht war damit ja sogar gemeint, was Woods und McIlroy gestern der Öffentlichkeit präsentierten. Die beiden haben eine gemeinsame Event- und Medienfirma namens TMRW Sports gegründet – gesprochen „tomorrow“, wie sinnig – und wollen ab 2024 Stadion-Golf veranstalten, um ihre Business-Idee auf einen kurzen Nenner zu bringen: Eintages-Veranstaltungen mit Kolosseum-Charakter, Zielschießen und ähnlichem, Rummel und Tailgating, Tribünenstimmung wie bei der Phoenix Open am Party-Loch, und mittendrin das Triple-A-Personal der Tour als Matadore.


Irgendwie eine Mischung aus Golf Sixes, Clock Shot und Top Golf als Ergänzung des PGA-Tour-Spielplans für die mauen Monate Januar bis März. Offenbar soll TMRW Sports den weit verbreiteten und berechtigten Wunsch nach kürzeren, knackigeren und spektakuläreren Spielformaten statt langatmiger 72-Loch-Zählspiel-Durchschnittsturniere überfüllen.

Offen für Anteilseigner aus dem Spielerkreis

Das Unternehmen wird von den beiden ehemaligen hochrangigen „NBC“-Männern Mike McCarley und Dick Ebersol geleitet,  neben Woods via seiner TGR-Holding und McIlroy mit seiner Symphony-Unternehmensgruppe gehören der Ex-Football-Star Larry Fitzgerald und Formel-1-Pilot Carlos Sainz Jr. zu den Investoren. Beim internen Meeting mit ihren Tour-Kollegen am 16. August stellten Woods und McIlroy das Konzept von TMRW Sports bereits vor, an dem sie zwei Jahre gearbeitet hatten. „Golfweek“ berichtete zuerst davon und spekuliert über potenzielle weitere Anteilseigner aus dem Spielerkreis.

 

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Vor diesem Hintergrund erklären sich gleichermaßen Alan Shipnucks Andeutungen im „Fire Pit Collective“, dass Woods’ neue Rolle als akticer „Leader of the Gang“ durchaus einen geschäftlichen Aspekt haben und milliardenschweren Geldgebern wie eben JP McManus den Weg für Finanzspritzen ebnen könnte. Die wiederum indirekt der PGA Tour zugute kommen dürften, falls der Status der Gemeinnützigkeit tatsächlich aufgegeben werden müsste.

Zalatoris leidet unter Bandscheibenvorfällen

„Commish“ Monahan jedenfalls soll begeistert sein und schon zugestimmt haben, will angeblich bei seiner Pressekonferenz zur Tour Championship Details verkünden. Womit diese Zeilen endlich dort angekommen sind, wo diese Woche der sportliche Hammer hängt. Beim Finale des FedEx-Cup im East Lake Golf Club in Atlanta. Das findet ohne Will Zalatoris statt, dessen Rückenverletzung von der BMW Championship sich als doppelter Bandscheibenvorfall herausgestellt hat.

Der Gewinner des Play-off-Auftakts FedEx St. Jude Championship musste in Wilmington während der dritten Runde aufgeben und rutschte eh auf den dritten Platz ab. Nun fällt der 26-Jährige für zwei Monate aus und muss daher die Teilnahme am Presidents Cup im September abschreiben. Apropos abschreiben: Wäre Zalatoris am Sonntagabend weiterhin als Gesamtdritter ins Saisonziel gekommen, hätte er fünf Millionen Dollar aus dem Bonustopf erhalten, haben Kassenkünstler errechnet. Jetzt wird er automatisch 30. und kriegt „nur“ 500.000 Dollar. Wirklich gerecht ist das angesichts seiner über Monate gezeigten Leistung nicht.

Schefflers Gewinnchancen bei 37,1 Prozent

Noch ein Zahlenspiel. Die Statistik-Experten von Data Golf haben errechnet, dass Scottie Schefflers Chancen auf den Gewinn des FedEx Cup und der 18 Millionen Dollar bei 37,1 Prozent liegen. Der Weltranglisten-Erste und amtierende Masters-Sieger geht morgen als Primus des Rankings und mit einer Vorgabe von zehn Schlägen in den Showdon. Titelverteidiger und BMW-Championship-Wiederholungssieger Patrick Cantlay versucht sich derweil mit der ungewohnten Rollen des ersten Verfolgers zu arrangieren.

„Im Vergleich zum vergangenen Jahr fühlt es sich komisch an, mit zwei Schlägen Rückstand auf Scottie zu starten. Aber ich mag den Platz und nehme die Herausforderung gern an“, sagte „Patty Ice“, dessen prozentuale Erfolgsaussichten laut Data Golf gerade mal 15,9 Prozent betragen. Aber was sollen da erst Xander Schauffele (10,2 Prozent), Rory McIlroy (8,6) oder Jon Rahm (4,3) sagen? Gar nicht zu reden von dem Quintett um Adam Scott und Sahith Theegala, das mit Even Par abschlagen muss.

 

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Während natürlich wieder überall Stimmen laut werden, die den FedEx-Cup-Finalmodus so unfair finden wie Cantlay („Ich weiß jedoch leider keinen besseren“), findet Theegala vor allem „absurd, dass ich es überhaupt auf die PGA Tour geschafft habe und jetzt sogar beim Finale dabei bin“. Der 24-jährige Kalifornier wechselte 2020 ins Profilager, spielte ein Jahr auf der Korn Ferry Tour, brillierte heuer in seiner Rookie-Saison auf der PGA Tour mit einem geteilten zweiten Platz bei der Travelers Championship sowie einem Rang T3 bei der Phoenix Open und mischt jetzt beim Reigen der ganz Großen mit.

Masters-Sieger erklärt sich für PGA Tour

So was zählt zu den schönen Geschichten, die der (Golf-)Sport regelmäßig schreibt und die selbst in einem mit Stars dicht bestückten Finalfeld auffallen, angesichts dessen US-Open-Champion Matt Fitzpatrick gesagt hat: „Keiner hier vermisst irgendeinen der Spieler, die zu LIV Golf übergelaufen ist.“ Vielleicht ja auch, weil dadurch ein paar der finanziell so attraktiven Plätze frei geworden sind.


Im Lager des Konkurrenz-Circuit mussten sie dieser Tage einen schweren Schlag einstecken. Nachdem sich die bislang eher schweigsamen Patrick Cantlay und Tommy Fleetwood mit ihrer weiteren Saisonplanung fürs Erste zur PGA Tour bekannt haben, gab der heftigst umworbene Hideki Matsuyama der Konkurrenz nun ebenfalls einen Korb. LIV-Werber Greg Norman soll dem japanischen Masters-Sieger von 2021 angeblich 400 Millionen Dollar geboten haben – nicht zuletzt, um sich mit dem 30-Jährigen einen Zugang zum asiatischen Markt und ins golfverrückte Japan zu sichern. Folgt man dem Portal „No Laying Up“, lässt sich die PGA Tour Matsuyamas Kommitment gleichsam was kosten, in Ponte Vedra Beach wird er ebenfalls als Schlüsselfigur für Asien angesehen.

Cam Smith und seine Scoring-Serie

Ob sich die angekündigten Neuzugänge für die LIV Golf Invitational Series damit auf „lediglich“ sechs verringern, wird sich kommende Woche herausstellen, wenn die Saudi-Liga in Boston ihr viertes Saison-Event inszeniert. Mit dem nach wie vor im Raum stehenden Seitenwechsel von Players- und Open-Champion Cameron Smith hätte diese selbst ohne Matsuyama genug Schlagzeilen-Wirkung und Sprengkraft. Zudem sind Marc Leishman, Harold Varner III, Cameron Tringale und Anirban Lahiri im Gerede.

Der Weltranglisten-Zweite Smith, der sich wegen seiner zwickenden Hüfte bei der BMW Championship geschont hatte, geht im East Lake Golf Club sechs Schläge hinter Scheffler ins Rennen. Wenn er seine beeindruckende Scoring-Serie allerdings fortsetzen kann, könnte sich der Rückstand durchaus als marginal erweisen: Sobald der 29-jährige Australier nämlich Grüns „in regulation“ erreicht, verlässt er sie zu 38,3 Prozent mit einem Birdie oder besser. Jedenfalls in dieser Saison. Das ist der beste diesbezügliche Wert, seit die PGA Tour 1980 mit derartigen statistischen Erfassungen begonnen hat. Fusselkopf Smith erstaunt einen doch immer wieder.

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