Masters

Von wegen Par 67: Die „wilde 13“ zeigt DeChambeau, was eine Harke ist

13. Nov. 2020 von Michael F. Basche in Augusta, US-Bundesstaat Georgia - Dies ist ein Golf Post Community Artikel

US Masters 2020: Bryson DeChambeau im Gestrüpp des Augusta National. (Foto: Getty)

US Masters 2020: Bryson DeChambeau im Gestrüpp des Augusta National. (Foto: Getty)

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Das hatte sich Bryson DeChambeau doch etwas anders vorgestellt: Auseinandernehmen wollte der amtierende US-Open-Champion den Platz von Augusta National, ihn zum Par-67-Kurs verkommen lassen, und fast überheblich hatte er sich zuvorderst die ikonische „Azalea“ als Opfer erkoren, jenes mit 466 Metern sehr kurze Par-5, dessen erste Hälfte den Ausgang des „Amen Corner“ darstellt. Über die Bäume wollte BCD schießen, wahlweise nach links, um den Knick von Rae‘s Creek abzukürzen, oder gar nach rechts bis aufs 14. Fairway, um dort eine ebenere Lage für einen gelungen Annäherungsschlag zu nutzen. Doch gestern zeigte die „wilde 13“ dem Muskelmann, der seit seiner Transformation zum Weitenjäger wahlweise als „Hulk“ oder wegen der wissenschaftlichen Herangehensweise als „The Big Bang Theory“ tituliert wird, was eine Harke ist. DeChambeaus Abschlag landete unter den Pinien auf der rechten Seite, aus dem Stroh feuerte er den Ball unter einen Busch neben dem Grün, den „Provisorischen“ anschließend in den Bach.

Als der erste Ball gefunden, für unspielbar erklärt und der Strafschlag notiert war, versemmelte der 27-jährige Texaner den Pitch und ging schließlich mit einer Sieben vom Grün seines an diesem Tag vierten Lochs, das er eigentlich zum hilflosen Par-4 degradieren wollte.

Es war der frühe Tiefpunkt eines wenig überzeugenden Auftakts, DeChambeau wirkte nervös und fahrig, bei weitem nicht so wild entschlossen wie noch beim ersten Major-Triumph in Winged Foot und bei seinen überselbstbewussten Statements im Vorfeld des Masters. Am Ende rettete er dank etlicher Birdies in der Folge eine 70er-Runde ins Clubhaus, 2 unter Par, die sich für ihn angesichts seiner Zielsetzung freilich wie 3 über anfühlen muss. „Ich bin halt gierig, manchmal zu gierig, und gehe gern Risiken ein. Das muss man auch, wenn man Turniere gewinnen will“, erklärte er anschließend und räumte ein: „So gern ich diesen Platz attackieren will – er kann sich wehren. Es ist immerhin Augusta National, es ist immerhin das Masters, und dein Spiel wird auf eine harte Probe gestellt.“

Der „Mad Scientist“ dürfte gestern seine Lektion gelernt haben. Das macht ihn für die nächsten drei Tage umso gefährlicher …

McDowell: So weich werden wir Augusta nie mehr erleben

Zustandsbeschreibung: Alle Welt fragte vor dem Turnier, wie sich Augusta National im November wohl spielen würde. Für den ersten Tag steht die Antwort fest: weich. Was nach den heftigen Regenfällen des Vormittags ja erst recht kein Wunder ist; so schnell kann auch das SubAir-System die Grüns nicht von unten trocken „pusten“, dessen leises Brummen sich in der Stille des zuschauerlosen Turniers mit dem Sound der herumfliegenden Drohnen zu einer unterschwelligen Dauer-Geräuschkulisse verbindet

Jack Nicklaus verglich die gestrigen Spielbedingungen mit dem Werfen von Dartpfeilen: Die Bälle blieben im Fairway stecken, verursachten auf den Grüns tiefe Pitchmarken und kamen umgehend zum Halten, selbst wenn sie mit langen Eisen oder Fairway-Hölzern geschlagen waren. Dank der entschärften Flächen konnten die Akteure zudem beim Approach und beim Putten durchaus Risiken eingehen und Linien spielen, die normalerweise unweigerlich zu Schlagverlusten führen.

„Die Grüns hatten überhaupt kein Feuer“, moniert Nicklaus. „Das ist nicht Augusta in Bestzustand und mit der gewohnten Herausforderung. Deswegen gab es auch so viele gute Scores.“ Zumindest die Grüns werden sich heute ganz anders präsentieren, dank Belüftung und des prognostizierten guten Wetters. Graeme McDowell bringt es auf den Punkt, wenn er sagt: „So weich werden wir Augusta National nie mehr erleben.“

Tiger und Jack: Verblüffende Übereinstimmung

Omen? TV-Experte Brandel Chamblee hat eine Übereinstimmung entdeckt, die mehr als nur verblüffend ist. 1986 holte sich Jack Nicklaus – , eigentlich schon abgeschrieben – zum sechsten Mal das Green Jacket. Der „Goldene Bär“ kam als 33. der Weltrangliste zum Masters und triumphierte 23 Jahre nach seinem ersten Erfolg. Jetzt kommt‘s: Tiger Woods ist ebenfalls 33. der Weltrangliste, gewann in Augusta National erstmals 1997, also vor 23 Jahren. Und ein Erfolg bei diesem 84. Masters wäre der sechste Sieg des Superstars, dem im Vorfeld nicht allzuviel zugetraut wurde und der gestern die beste Masters-Auftaktrunde seiner Karriere spielte. Na, wenn das kein Zufall ist …

Zwei Engländer bestimmen den Auftakttag

Höhenflug: Paul Casey erlebt in diesem seltsamen Jahr 2020 große Major-Momente. Bei der PGA Championship im August fuhr der Engländer mit dem geteilten zweiten Platz die beste Major-Platzierung seiner Laufbahn ein, auf Augusta National startete er gestern so stark wie nie zuvor. Der Sieger der letztjährigen Porsche European Open erzielte fünf Birdies und ein Eagle bei seiner makellosen 65, die ihn zum Führenden im Clubhaus dieser unvollendeten ersten Runde machte, wo es schon die erste Trophäe gab. Denn für ein Eagle überreicht der Club traditionell Kristall. „Ich kenne den Platz halt besser als die meisten“, sagte Casey. „Mein erstes Masters war 2004, und ich liebe es, hier zu spielen.“

Der 43-Jährige löste sozusagen Landsmann Lee Westwood an der Spitze des Felds ab, der zwischendurch mit -3 vorn lag und schließlich mit 4 unter Par über die Runde kam. „Augusta National ist die Art von Kurs, die älteren Spielern wie mir eine Chance gibt“, erklärte der 47-Jährige und pflichtete Casey bei: „Erfahrung zählt hier doppelt. Du musst nicht unbedingt ein ,Bomber‘ sein, um gut über die Runden zu kommen, bloß gute Schläge machen und den Ball im Spiel halten.“

Sandy Lyle und seine Hosenträger

Erscheinungsbild: Sandy Lyle hat 1988 das Green Jacket gewonnen, heuer nimmt er zum 40. Mal am Masters teil – und überrascht mit einer ungewöhnlichen Bekleidungsnote, die im Netz viele amüsierte und erstaunte Reaktionen auslöste. Der in England geborene Schotte trägt Hosenträger und sieht in Kombination mit dem etwas flattrigen Beinkleid und der zu klein wirkenden Basecap aus wie Pops, der im Garten in den Petunien pusselt. Und genau da liegt auch die Erklärung für die „Strapse“: Denn alles begann mit seiner Arbeits-„Buxe“, die ständig rutschte, „weil ich immer alles mögliche in den Taschen habe, Werkzeug etc.“, erzählte der 62-Jährige gestern. „Also habe ich Hosenträger dran geklemmt. Und weil mir beim Golfspielen immer das Hemd aus dem Hosenbund rutscht und mich das total nervt, habe ich die Träger halt auch für den Golfplatz übernommen. Zu einer Modenschau würde ich so aber sicherlich nicht gehen.“


US Masters 2020: Die Outfits a...

David Duvals schwarze Masters-Serie

Pechvogel: Vom TV-Experten Brandel Chamblee war schon die Rede, der für den „Golf Channel“ analysiert. Einer seiner Mitstreiter dort ist David Duval, der einst die Open Championship gewann (2001), eine 59 spielte und Weltranglistenerster war, bevor er irgendwann sein Golfspiel verlor, jedenfalls das auf Spitzenniveau. Am Masters-Gewinn schrammte er mehrfach knapp vorbei, war 1998 geteilter Zweiter, 1999 geteilter Sechster, 2000 geteilter Dritter und 2001 alleiniger Zweiter. Jetzt hat der Mann aus Colorado das Major erneut verpasst: Duval war nach Atlanta geflogen und von dort nach Augusta gefahren, wo er den obligatorischen Corona-Test absolvierte. Man ahnt das Ergebnis: Der 49-Jährige setzte sich wieder ins Auto und machte sich auf die knapp 2.500 Kilometer lange, 22-stündige Heimfahrt nach Denver.

Augusta National im Garten

Do It Yourself: Nach der Besprechung von Sandy Lyles Outfit hätten wir da noch eine Idee für die Gartengestaltung im Frühjahr. Wie wär‘s denn mit etwas Augusta National an der Terrasse? Die Bauanleitung gibt es im nachfolgenden Video – na ja, zumindest die Inspiration:

Jordan Spieth verliert wieder auf der Zwölf

Verlustgeschäft: Jordan Spieth ist meilenweit von der Brillanz entfernt, die ihn 2015 zum Masters-Champion und zu Amerikas „Golden Boy“ machte. Der Texaner kann auf dem Golfplatz nicht mehr gewinnen, und jetzt verliert er überdies noch. 1.000 Dollar nämlich, die er an Gary Woodland berappen muss. Die beiden US-Open-Champions hatten während einer Einspielrunde am Abschlag der „Golden Bell“ gezockt, ob Spieth den Ball auf der berühmten Par-3-Zwölf direkt versenkt, die ihn bei der verkorksten Titelverteidigung in der Finalrunde 2016 fast um den Verstand gebracht hätte. Tatsächlich brachte der 27-Jährige seinen Ball auf eine perfekte Linie – so perfekt, dass die Murmel gegen den Flaggenstock knallte und von dort in den vorderen Bunker sprang. „Am Donnerstag würde mich so ein Ergebnis des wirklich guten Schlags echt sauer machen“, grinste Spieth. Aktuell läuft er mit +2 dem Feld hinterher – nach einem Tag, an dem Augusta National gute Scores wirklich einfach gemacht hat.

Innenansichten einer Ikone

Zum Schluss: Nach dem gestrigen Überblick und dem Besuch im „Amateur-Wohnheim“ Crows Nest führt „golfclubhouses“ via Instagram heute durchs Innere des ikonischen Clubhauses von Augusta National, zeigt den Grill Room im ersten Stock und die Aussichten von der Veranda auf die Außensitzplätze:


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Anschließend geht es runter ins Erdgeschoss und in den Trophy Room, wo die Geschichte des Masters-Clubs an den Wänden hängt:


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