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Yannik Paul über den Ryder Cup: „Ich wollte unbedingt dabei sein“

22. Sep. 2023 von Alexandra Caspers in Wentworth, England - Dies ist ein Golf Post Premium Artikel

Yannik Paul über Ryder-Cup-Enttäuschung und PGA-Tour-Träume. (Foto: Getty)

Yannik Paul über Ryder-Cup-Enttäuschung und PGA-Tour-Träume. (Foto: Getty)

Yannik Paul spielt eine starke Saison auf der DP World Tour, mit einigen Top-10-Platzierungen und einem guten Stand im Race to Dubai. Zeit für Golf Post, vor dem Endspurt der Saison mit ihm zusammen über seine bisherige Saison zu reflektieren und seine weiteren Ziele ins Auge zu fassen. Im Rahmen der BMW PGA Championship, des großen Flaggschiff-Events der DP World Tour haben wir uns mit Yannik Paul zusammengesetzt und uns von ihm erzählen lassen, wie begeistert er von dem von BMW organisierten Turnier ist, was er sich für die Zukunft vorgenommen hat und haben mit ihm auch über den knapp verpassten Ryder Cup gesprochen.

Yannik Paul im Interview: "Mein Ziel Nummer 1 ist die PGA Tour"

Golf Post: Wie ist dein Eindruck von deiner ersten BMW PGA Championship?

Yannik Paul: Das Turnier ist natürlich eines der besten Turniere, wahrscheinlich sogar DAS beste Turnier. Es ist ja auch das Flagschiff- Event von der DP World Tour. Diese Woche ist wirklich alles perfekt organisiert. Im Verhältnis zu normalen Turnieren sind sehr viele Leute hier, die zuschauen, vor allem an den ersten Tagen. Die Players Lounge ist ein bisschen größer, das Essen ist besser, die Organisation ist perfekt, es gibt mehr Leute, die die BMW-Shuttles fahren, der Platz ist auch sehr gut. Ich glaube, deswegen spielen hier ja auch alle großen Namen so gerne mit. Ich habe bis jetzt nur Positives gehört.  Alle sprechen immer davon, dass es das beste Turnier ist und das ist es auch.

Golf Post: Du spielst bis jetzt eine ganz gute Saison mit Rang 12 im Race to Dubai [zum Zeitpunkt des Interviews, Anm. d. Red.]. Wie zufrieden bist du damit?

Yannik Paul: Bis jetzt ist es gut gelaufen. Ich war schon zwei Mal Zweiter, aber ein Sieg ist das einzige, was in dieser Saison noch fehlt. Sonst habe ich solide gespielt und hoffentlich kann ich in den nächsten paar Wochen gute Ergebnisse abliefern und vielleicht noch irgendwo eine Turnier gewinnen.

Golf Post: Zum ersten Mal gibt es in diesem Jahr für die besten 10 Spieler der DP World Tour, die nicht anderweitig qualifiziert sind, eine Tourkarte für die PGA Tour. Aktuell liegst du auf einem der Ränge, die die PGA Tour Karte bekommen würden. Würdest du diese aktiv nutzen?

Yannik Paul: Ja, ich glaube, dass würde jeder, der die Chance bekommt. Ich lebe auch in Arizona, deswegen würde es für mich das Reisen deutlich einfacher machen. Es war von Anfang an mein größtes Ziel dieses Jahr, eine der zehn Karten zu bekommen. Bis jetzt sieht es gut aus, aber es kommen noch viele große Turniere, deswegen muss ich weiter gut spielen und dann einfach schauen, was am Ende rauskommt.

Golf Post: Du hast im vergangenen Jahr ein paar der Turniere gespielt, die gemeinsam von DP World und PGA Tour veranstaltet wurden. Konntest du aus den ersten PGA-Toru-Erfahrungen etwas für dich mitnehmen?

Yannik Paul: Das waren natürlich eher kleinere PGA-Tour-Turniere. Ich habe auch noch ein normales PGA-Tour-Turnier gespielt, die Wyndham Championship, da ist die Organisation noch mal besser als bei den kleineren Turnieren. Ich habe jetzt auch schon einige Majors mitgespielt.

Ich lebe jetzt schon länger in Amerika, ich kenne den Lifestyle, deswegen brauche ich nicht so viel Eingewöhnungszeit. Ich habe schon im College in Amerika gespielt und viele Orte bereits gesehen. Deswegen glaube ich, ich würde mich sehr schnell wohl fühle. Die PGA-Tour-Karte zu bekommen ist auf jeden Fall mein Ziel. Dann würde ich bis August in Amerika spielen und dann kann man ja hier viele Turniere im Herbst in Europa spielen. Im Spätsommer hier zu spielen will ich beibehalten, ob ich die PGA-Tour-Karte bekomme oder nicht. Je nachdem wie sie reinpassen, will ich auch noch die Events in Deutschland spielen, aber auf jeden Fall die BMW International Open. Vor heimischen Fans macht es einfach immer am meisten Spaß. Das wäre meine ideale Planung.

"Je schwerer die Plätze desto besser"

Golf Post: Dann hast du hoffentlich auch noch ein paar mehr Majorturniere im Gepäck. Wie sind deine ersten Major-Erfahrungen gelaufen?

Yannik Paul: Die Majors sind noch ausbaufähig. Mein Spiel ist sehr gut für schwere Plätze, weil mein langes Spiel sehr gut ist, und die Majorplätze sind nun mal sehr schwer. In den Wochen war es einfach noch nicht so perfekt, wie es normalerweise ist, aber ich würde sagen grundsätzlich, je schwerer die Plätze desto besser. Statistisch liegen mir die schweren Plätze nämlich besser und die Majors sind nun mal die schwersten Plätze. Deswegen gibt es eigentlich keinen Grund, warum ich nicht vorne mitspielen sollte. Je öfter man die spielt, umso wohler fühlt man sich, umso besser kann man auch abliefern.

Golf Post: Hat das ganze drumherum, der Troubel, die Konkurrenz und alles, was ein Major zum Major macht, bei deiner Leistung auch eine Rolle gespielt?

Yannik Paul: Letztes Jahr bei der US Open auf jeden Fall. Das war mein erstes Major, aber man gewöhnt sich dran, man sieht die guten Spieler auch immer mehr und seitdem habe ich mich schon deutlich wohler gefühlt. Ich habe das Gefühl, dass ich da hingehöre und dass ich da sehr weit vorne mitspielen könnte. Ich habe viel visualisiert und fühle mich wirklich sehr wohl, wenn ich dort bin. Das war dieses Jahr also nicht der Grund, warum ich bei den Majors noch nicht so mitgespielt habe.

Golf Post: Wie kommt es, dass dir die schwierigen Plätze besser liegen als die leichten?

Yannik Paul: Mein langes Spiel ist eine meiner Stärken und wenn die Plätze schwerer sind, ist das Rough oft sehr dicht. Da spielt es eine Rolle, ob man gute Abschläge macht oder nicht. Man wird auf schweren Plätzen bei Fehlern viel mehr bestraft als bei leichten Plätzen, da kann man auch neben die Linie hauen und trotzdem noch Birdies machen. Wenn die Plätze schwerer sind, kann man nur schwer bis unmöglich ein Birdie machen, wenn man keinen guten Abschlag macht. Deswegen ist es normal, dass einem statistisch schwere Plätze mehr liegen, wenn das langes Spiel sehr gut ist, weil auf diesen Plätzen andere Leute mehr bestraft werden und mein Spiel mehr belohnt wird, wenn ich die Fairways und die Grüns treffe.

Golf Post: Du kratzt seit einer Weile auch an den Top 100 der Welt. Hat das eine Bedeutung für dich, zu den 100 besten Golfern der Welt zu gehören?

Yannik Paul: Das ist keines meiner großen Ziele. Hier auf der DP World Tour ist es sowieso schwieriger, weil die Weltranglistenpunkte sehr PGA-Tour-lastig sind. Mein Ziel Nummer 1 ist auf jeden Fall die PGA Tour. Ich habe das Gefühl, wenn ich ein Jahr auf der PGA Tour spiele und so weiter spielen kann wie jetzt, dann ist es mein Ziel es so schnell wie möglich in die Top 50 der Welt zu schaffen. Wenn man hier auf der DP World Tour spielt, ist sehr, sehr schwierig in die Top 50 zu kommen und deswegen ist mein Ziel die PGA Tour Karte zu holen und dann bekommt man bei allen Turnieren schon deutlich mehr Punkte. Wenn man sich dann einfach auf sein Spiel konzentriert, dann glaube ich, dass ich irgendwann früher oder später auch noch weiter oben bin. Mit normalem, solidem Golf kann man auf der PGA Tour mehr Punkte gut mache, als auf der DP World Tour.

Yannik Paul über den Ryder Cup: "Ich wollte unbedingt dabei sein"

Golf Post: Es ging in letzter Zeit viel um den Ryder Cup. Du bist knapp dran vorbei geschrammt und bist, wie du bei Twitter geschrieben hast verständlicherweise enttäuscht. Gab es da ein Gespräch mit Luke Donald, hat er dir seine Entscheidung zu den Captain’s Picks begründet?

Yannik Paul: Ich wusste, dass ich einen dritten Platz in der Schweiz brauche und ich habe da okay gespielt, aber nicht gut genug. Wir haben dann direkt von der Tour Bescheid gesagt bekommen, dass wir heute Abend angerufen werden. Ich habe dann ungefähr zwei Stunden später einen Anruf bekommen, und er [Luke Donald] hat mir mitgeteilt, dass ich gut gespielt habe, aber dass er sich für andere Leute entschieden hat. Das muss man akzeptieren.

Ich bin davon ausgegangen, dass ich den dritten Platz brauche, um mich direkt zu qualifizieren, weil Picks sind halt Picks und da kann man nichts dran machen. Ich bin auch gar nicht enttäuscht, dass ich keinen Pick bekommen habe. Ich war eher enttäuscht, dass ich 90 Prozent der Zeit auf dem dritten Platz lag und dann in den letzten Turnieren einfach nicht gut genug gespielt habe, um alleine wieder den dritten Platz zu bekommen. Wenn man die ganze Zeit so nah dran ist, dann will man natürlich auch, dass es am Ende klappt und nicht der sein, der dann gerade so rausfliegt.

Die letzten neun Monate ging es eigentlich nur darum, es ist ja auch ein Riesen-Event und ich wollte auch unbedingt dabei sein. Ich bin überzeugt davon, dass ich dem Team hätte helfen können und ja, deswegen war ich dann natürlich enttäuscht, dass ich den dritten Platz nicht verteidigen oder zurückerobern konnte. Es hat schon ein bisschen weh getan, muss ich sagen, aber jetzt ist alles wieder in Ordnung. Ich konzentriere mich auf mein Spiel und mache da weiter und dann bin ich mir sicher, dass ich in zwei Jahren wieder eine gute Chance haben werde.

Golf Post: Das nächste größere Ziel dann der Ryder Cup 2025?

Yannik Paul: So wie ich mir das vorstelle, bin ich dann auf der PGA Tour, spiele da sehr gut und der Ryder Cup ist ja dann auch in Amerika. Wenn ich weiter gut spiele, habe ich sicherlich eine Chance, aber das ist alles nicht das Hauptziel. Als nächstes Ziel vor Augen habe ich erst mal die Tourkarte. Ich will mich nicht zu viel auf Ergebnisse konzentrieren, weil dann verliert man sich manchmal in den Gedanken. Man muss sich einfach auf den Prozess konzentrieren, besser zu werden. Das versuche ich und dann habe ich in zwei Jahren hoffentlich eine neue Chance.

Golf Post: Was sind die Punkte, an denen du konkret arbeitest, um besser zu werden?

Yannik Paul: Ich habe mittlerweile ein sehr gutes Team, ich hab einen Physio, ich will noch stärker werden und trotzdem keine körperlichen Probleme haben. Aber wenn man sich körperlich gut fühlt, dann kann man auch Topleistungen abliefern. Und dann will ich einfach alles noch ein bisschen verfeinern. Das Eisenspiel ist sehr, sehr gut. Ich arbeite viel am Driver, das ist aber auch schon viel besser. Es geht um Kleinigkeiten, einfach überall etwas besser werden, aber grundsätzlich habe ich ein sehr solides Spiel überall. Ich habe jetzt nicht die eine Schwachstelle, an der ich extrem dran arbeiten muss. Ein bisschen besser werden, weiter an Sachen arbeiten und dann hoffentlich kommt bald der nächste Gewinn.

Golf Post: Dann viel Erfolg dabei!

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