Genau genommen handelt der Artikel von etwas, was es so nicht gibt – dem idealen Golfschwung. Wenn schon ein Trainer-Guru wie David Leadbetter sagt, den idealen Golfschwung noch nicht gesehen zu haben und ein Spieler wie Jack Nicklaus, mit 18 Major-Siegen Rekord-Champion, schreibt, maximal fünf Bälle so geschlagen zu haben, dass er restlos zufrieden war – dann verbietet sich der Gedanke an einen idealen Golfschlag. Oder vielleicht doch nicht?
Laut Duden wird „Ideal“ als „Inbegriff der Vollkommenheit“ beschrieben. Vollkommenheit ist etwas Seltenes, wenn nicht Unerreichbares und wer golft weiß, dass das für diesen Sport besonders gilt. Ein zu starkes danach Streben ist sicher kontraproduktiv. Sinnvoll ist es jedoch sich seinem idealen Schwung zu zuwenden, um daraus zu lernen. Diese Hinwendung zu dem was zum persönlich idealen Schlag gehört, erweitert das Lernen, wo sonst Problemanalyse und Defizite im Vordergrund stehen.
Was ist ein idealer Golfschwung?
Wer die Gnade hatte einen Schlag zu erleben bei dem wirklich alles stimmte, der weiß, dass diese Einschätzung eine sehr persönliche ist. Viele Spieler sind erstmal völlig überrascht, wenn das geschieht, weil sie es nicht erwartet haben. Oft werden dem idealen Schlag Attribute zugeordnet wie: befreit, dynamisch, mühelos, rhythmisch imfluss, erwartungsfrei, im Hier und Jetzt, habe im Kopf komplett abgeschaltet. Wenn diese Aspekte zu einem guten Spiel gehören, bietet es sich an, diese zu verstärken. Selbstverständlich ist es wichtig, sich um eine technisch korrekte Griffhaltung, Ansprechposition und Schwungebene zu kümmern – doch das ist eben nicht alles, um vollkommener in seinem Spiel zu werden.
Wie lerne ich das?
1. Notieren Sie sich, was Sie bei einem Schlag „der alles hatte“ getan, bzw. gelassen haben? Wo war Ihre Aufmerksamkeit? Was war entscheidend? Gerne schreiben Sie mir Ihre Erfahrungen.*)
2. Finden Sie in einer Übung heraus, wo zwischen zu viel kontrollieren/steuern und zu viel loslassen, die für Sie optimale Schwungsteuerung liegt. Hintergrund ist, dass zu einem gelungenen Schlag immer auch eine optimale Balance zwischen „der Schlagbewegung eine Richtung geben“ und dem Loslassen gehört.
Ihr Lern-Experiment auf der Range geht so:
- Spielen Sie fünf Bälle bei denen Sie eine übertriebene maximale Kontrolle über Ihren Schlag ausüben. Bedenken und überprüfen Sie alles doppelt genau: Ausrichtung, Haltung, Schwungebene und beim Schlag strengen Sie sich an, die Bewegung übertrieben genau und schnell auszuführen.
- Die zweiten fünf Bälle spielen Sie in einer ausgeprägten Ist-völlig egal—Haltung. Kümmern Sie sich nicht um das Ziel, der Schwung ist kraftlos, sehr langsam und technisch gänzlich unkontrolliert.
- Bei den folgenden zehn Bällen suchen Sie zwischen den zwei vorherigen Extremen nach dem Optimum. Wie viel Steuerung im Schlag ist noch gut und was braucht es an Freilassen in der Bewegung und im Denken? Wichtig: Spielen Sie mit den Möglichkeiten bei dieser Übung. Es geht weniger um ein richtig, oder falsch, sondern ein Erfahren von verschiedenen Varianten.
3. Holen Sie sich den idealen Schwung in Ihr Spiel. Wenn Sie auf die Range gehen, oder am ersten Abschlag sind, versetzen Sie sich gedanklich und vom Bewegungsgespür her in den idealen Schlag. Füttern Sie Ihr Gehirn mit Erinnerungen an den guten Schlag – doch bleiben Sie erwartungsfrei und spielen „einfach“.
Diese Übungen laden Sie ein noch mehr aus Ihren guten Schlägen zu lernen und vielleicht finden Sie für Ihren „idealen Schwung“ auch einen eigenen Namen der Sie bei Ihrem Spiel in Zukunft begleiten wird. Probieren Sie es aus und lassen Sie sich überraschen!
*) Ich kann mich noch genau an einen Schlag dieser Kategorie „perfekt“ erinnern. Es war vor 10 Monaten im Rahmen eines privaten Matchplays und natürlich erzähle ich gerne weitere Details dazu..., wenn Sie mich fragen.